Mit ihrem Ballettabend über die Tänzerin Anita Berber (1899-1928) haben die Brüder Jiri und Otto Bubenicek am Freitag ein eindrucksvolles Debüt am Thüringer Staatsballett abgeliefert. Ausgehend von Otto Dix‘ berühmten Berber-Porträt entführt ihre Inszenierung in das großstädtische Lebensgefühl der 1920er Jahre. Und sie zeigt eine Künstlerin, die nicht nur für ihre Eskapaden und Nacktauftritte berüchtigt war, sondern auch Stil-Ikone und Inspiration.
Die Musik zu „Anita Berber – Göttin der Nacht“ hat der britische Komponist Simon Wills als Auftragswerk geschaffen, wobei er sich nur vereinzelt der Musik jener Zeit wie dem Charleston bedient. Er schafft musikalisch einen Spiegel von Berbers wechselvollem Lebens, ihre Selbstinszenierung und ihre Abstürze in Alkohol, Drogen und sexuelle Abenteuer mit beiderlei Geschlecht. Es habe ihm Spaß gemacht, das Stück zu komponieren, es sei für ihn aber auch „erschöpfend und verstörend“ gewesen, bekennt Wills.
Am Ende tanzt Berber allein im Kostüm des Harlekin auf der dunklen Bühne – bevor sie hustend stirbt. Im wahren Leben wurde sie gerade mal 29 Jahre alt und starb 1928 in Berlin an den Folgen einer Tuberkulose. Besonders Anastasiya Kuzina in der Rolle der Anita Berber beeindruckt in der rund eineinhalbstündigen Aufführung und wird vom Publikum frenetisch gefeiert.
Die nächsten Vorstellungen sind am heutigen Samstag und am morgigen Sonntag ebenfalls am Theater Gera, dann ist das Stück erst wieder in der neuen Spielzeit Anfang November zu sehen.