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Krieg wird zum Zwist: Erdogan-PK lockt Merz aus der Reserve

Die Pressekonferenz läuft für Merz anders als geplant. Eine Israel-Frage drängt den Bundeskanzler in die Ecke.

© IMAGO/Anadolu Agency

Nach Merz-Aussage: Ist Deutschland nicht mehr Deutschland?

Kanzler Friedrich Merz (CDU) ist zu seinem ersten großen Auslandsbesuch außerhalb der EU und der USA nach Ankara gereist. In der türkischen Hauptstadt traf er Präsident Recep Tayyip Erdogan (71) – und eigentlich sollte alles ganz harmonisch laufen. Die Bühne war vorbereitet für ein freundschaftliches Bild zweier Partner. Doch dann kam alles anders. Das berichtet die Bild.

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Schon zu Beginn der gemeinsamen Pressekonferenz setzte Erdogan den Ton. In seinem Eingangsstatement sprach er von einem „Völkermord in Gaza“ – gemeint war Israels Krieg gegen die Hamas nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober 2023. Merz reagierte zunächst zurückhaltend, wollte das heikle Thema offenbar vermeiden. Doch es dauerte nicht lange, bis er sich positionieren musste.

Journalist drängt Merz in die Ecke

Ein türkischer Journalist fragte provokant, ob Deutschland mit seiner Unterstützung Israels „zum zweiten Mal auf der falschen Seite der Geschichte“ stehe – eine Anspielung auf den Holocaust. Merz ließ das nicht stehen. Er erklärte, Deutschland stehe seit seiner Gründung fest an der Seite Israels. Das bedeute jedoch nicht, jede Entscheidung der israelischen Regierung automatisch gutzuheißen.


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Gleichzeitig verwies er auf den Hamas-Terror vom 7. Oktober und betonte Israels Recht auf Selbstverteidigung. Das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza hätte, so Merz, längst beendet werden können – wenn die Hamas ihre Geiseln früher freigelassen hätte.

Erdogan alles andere als begeistert

Erdogan konterte sofort, wiederholte den „Völkermord“-Vorwurf und verwies auf die zivilen Opfer in Gaza. Eine Einigung blieb aus. Merz zeigte sich unbeirrt, blieb inhaltlich hart und wich keinen Millimeter von seiner Linie ab.

Trotz des Eklats verfolgte Merz klare Ziele in Ankara. Ganz oben auf seiner Agenda: Migration und Abschiebungen. Der Kanzler will verbindliche Abkommen mit der Türkei zur Rücknahme abgelehnter Asylbewerber. Aktuell leben über 22.000 ausreisepflichtige türkische Staatsbürger in Deutschland. Außerdem hofft Merz auf Erdogans Unterstützung, um Abschiebungen nach Syrien zu ermöglichen.

Auch im Nahost-Konflikt sieht Merz die Türkei als wichtigen Vermittler. Erdogan soll helfen, die Hamas im Zuge eines möglichen Friedensabkommens zu entwaffnen – ein Vorhaben mit fraglichen Erfolgschancen. Beim Ukraine-Krieg will Merz Ankara zu einer stärkeren Unterstützung der Ukraine bewegen, obwohl die Türkei eng mit Russland verbunden bleibt. Ein Kurswechsel Erdogans gilt allerdings als unwahrscheinlich.

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