Die USA scheinen überall das Sagen zu haben. Mit einer Hand schlichtet der US-Präsident den Gaza-Krieg, mit der anderen zerrt er den Kremlchef Wladimir Putin und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an den Verhandlungstisch, während er den sogenannten „Feind im Inneren“ bekämpft. In Wahrheit sind die USA ein Koloss auf tönernen Füßen – vor allem finanziell. Laut dem Ökonom, Autor und ehemaligen Präsidenten des Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn sitzen die USA auf dem Trockenen – und sind trotzdem in der Lage, den Ton in Europa anzugeben. Weitere Details in der Galerie.
So führt Trump die USA in eine Finanzkrise hinein:
Die Diagnose des Finanzexperten ist eindeutig: „Die USA pfeifen finanziell auf dem letzten Loch“, sagt er im Interview mit dem „Handelsblatt“. Die USA hätten jahrzehntelang über ihre Verhältnisse gelebt und ihren Konsum auf Pump finanziert. Ergebnis: haushohe Staatsverschuldung und Dollar-Abwertung. Foto: IMAGO / Depositphotos IMAGO / ABACAPRESSDie jüngste Dollar-Abwertung sieht der Ökonom als besorgniserregend an. Diese sei ein Zeichen, dass das internationale Vertrauen in die US-Wirtschaft zu bröckeln beginnt. Für das globale Finanzsystem wäre ein Dollar-Crash eine massive Erschütterung. Foto: IMAGO/Rene TrautLaut Sinn versuche die Trump-Regierung, den horrenden Schuldenbetrag durch die Senkung der Leitzinsen zu reduzieren. Darum steht die Federal Reserve momentan unter Druck. Der neue Fed-Gouverneur Stephen Miran zieht sogar eine Zwangsumschuldung ausländischer Gläubiger amerikanischer Staatsanleihen in Betracht. Foto: IMAGO/MediaPunchTrotz der prekären Finanzlage feiert die US-Börse neue Allzeithochs. Laut Sinn helfe der Wirbel um AI und Tech-Giganten den USA, sich über Wasser zu halten. Mit dem Vertrauensverlust des US-Dollars könnte sich das jedoch bald ändern: „Das sind Zahlen, die bald an Griechenland und Zypern heranreichen.“ Foto: IMAGO/UPI PhotoMit Zöllen, Energieverträgen und militärischen Sicherheitsgarantien erpresse der US-Präsident Schutzgeld von europäischen Staaten, um die USA aus dem Schuldenloch zu retten. Der Grund: machtpolitische Schwäche Europas. Foto: IMAGO/ZUMA Press WireUm wirtschaftlich und politisch unabhängig von den USA zu werden, soll Europa „selbst militärische Kapazitäten aufbauen“, so der Wirtschaftsexperte. Sein Handlungsvorschlag: Etablierung eines „Europäischen Bundes“ – einer Verteidigungsunion jenseits der EU-Strukturen, die effizienter und entschlossener handeln könne. Foto: IMAGO/NurPhotoAuch der USA-Experte und Autor Dr. Josef Braml spricht einen ähnlichen Punkt wie Sinn an. „Souveränität heißt auch, dass man sich selbst schützen kann“, sagte Braml zu Euronews. Foto: IMAGO/ZoonarDer CDU-Chef Friedrich Merz kritisiert die Abhängigkeit Europas von den USA – insbesondere in puncto Ausrüstung. „Wir Europäer müssen uns auf uns selbst gestellt stärker machen. Wir müssen stärker werden“, forderte er beim Tag der Industrie. Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen