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Erdogan krachend gescheitert: Veto lässt seinen Traum platzen

Präsident Erdogan will die Türkei zu einem globalen Player aufbauen, doch in Russland soll es einen krachenden Rückschlag gegeben haben.

Erdogan soll mit seiner BRICS-Bewerbung gescheitert sein.
© IMAGO/ITAR-TASS

Abschiebe-Deal zwischen Deutschland und der Türkei: Müssen Türken bald raus?

Medien berichten über eine Vereinbarung zwischen Deutschland und der Türkei zur Abschiebung von Türken mit abgelehnten Asylanträgen. Doch was hat es mit dieser Vereinbarung genau auf sich?

Am Donnerstag (24. Oktober) endete das Gipfeltreffen der BRICS-Staaten in der russischen Teilrepublik Tatarstan. Teilgenommen haben insgesamt 36 Staaten, mehr als 20 Länder waren mit ihren Staatsoberhäuptern vertreten. Darunter auch die Türkei mit Präsident Erdogan. Ziel des Promiauflaufes war es, Einigkeit und Stabilität im Wettbewerb mit dem Westen zu symbolisieren. Für die Türkei entpuppte sich der Gipfel jedoch als Schmach.

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Die BRICS-Staaten sind ein Zusammenschluss von mehreren ehemaligen Schwellenländern, gegründet wurde die Gruppe durch ein erstes informelles Treffen im Jahr 2006. Drei Jahre später folgte der erste Gipfel. Zu den Gründungsmitgliedern zählen Brasilien (B), die Russische Föderation (R), Indien (I), China (C) und Südafrika (S) – Südafrika erhielt allerdings erst im Jahr 2010 die Einladung zur Vollmitgliedschaft.

Erdogan will Türkei zu einem globalen Player machen

Das Bündnis ist in diesem Jahr um die Staaten Ägypten, Äthiopien, den Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate gewachsen (daher: BRICS plus). Saudi-Arabien wurde zur Mitgliedschaft eingeladen, hat sich aber noch nicht entschieden. Die Türkei und Erdogan gehören nicht dazu, das Land hat jedoch einen Mitgliedsantrag gestellt.


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Die Staaten haben in mehr als 30 Abkommen und Absichtserklärungen festgelegt, wie sie beispielsweise in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen oder Wissenschaft kooperieren können. Ihre größte Ambition ist es, die „globale Vorherrschaft des Westens“ in Form der G7-Staaten – die sieben bedeutendsten Industrieländer, darunter Deutschland – Paroli zu bieten. Insbesondere für Putin haben die BRICS-Partner an Bedeutung gewonnen, da sich die westlichen Staaten seit dem Angriffskrieg von Russland distanziert haben.

Türkei-Bewerbung angeblich gescheitert

Der Clou: Erdogan, immerhin Repräsentant eines NATO-Mitgliedsstaates, möchte jenem antiwestlichen Zusammenschluss beitreten. Die westlichen Partnerländer kritisierten das Vorhaben zwar, intervenierten jedoch nicht. Ein Beitritt würde die türkische Ausrichtung auf den Westen nicht ändern, sagte beispielsweise der US-Botschafter in der Türkei, Jeff Flake, der Zeitung „Daily Sabah“.

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Sämtliche Bedenken könnten jedoch hinfällig sein, denn Erdogan scheint mit seinem Wunsch gescheitert zu sein. Das berichtet Insider Sinan Ülgen von dem Thinktank „Carnegie Endowment for International Peace“. Gegenüber der „Bild“-Zeitung bestätigte er, dass eine Aufnahme der Türkei beim jüngsten Gipfeltreffen nicht einmal diskutiert wurde. Grund hierfür soll ein Veto Indiens sein, da Ankara gute Beziehungen zum verfeindeten Pakistan pflegt.

Für einen Beitritt ist eine Einstimmigkeit notwendig, doch durch das Veto des Gründungsmitgliedes ist diese nicht gegeben. Offiziell wurde ein Scheitern von Erdogan jedoch noch nicht verkündet. Der türkische Präsident verfolgt das Ziel, mit der Türkei an allen wichtigen Plattformen der Welt teilzunehmen – so auch an dem BRICS-Bündnis. „Ankara geht davon aus, dass die Ausweitung des Handels und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Brasilien, Indien, China und anderen großen Schwellenländern den Zugang zu neuen Märkten ermöglichen und neue Investitionen ins Land bringen würde“, analysierte die frühere Diplomatin Jewgenija Gaber die türkische Ambition im „IPS Journal“.