Weihnachten ohne Schokolade? Kaum vorstellbar! Doch genau das könnte in diesem Jahr für viele zum teuren Vergnügen werden. Denn hinter den glänzenden Verpackungen in den Supermarktregalen steckt eine bittere Wahrheit: Die Preise für Kakao, Nüsse und Co. schießen in die Höhe. Schlechte Ernten, Spekulationen an der Börse und neue EU-Regeln treiben die Kosten in die Höhe – und das bekommen auch kleine Chocolatiers in NRW deutlich zu spüren.
DER WESTEN hat mit einem Schokoladen-Laden aus Dortmund gesprochen und schnell wird klar – die Lage ist extrem angespannt.
Schoko-Krise auch in NRW – die Kosten steigen
In vielen Supermärkten stehen schon seit Wochen die ersten Schoko-Weihnachtsmänner in den Regalen. Doch die süße Vorfreude könnte in diesem Jahr einen bitteren Beigeschmack bekommen, denn Schokolade, Gebäck und andere Leckereien werden spürbar teurer. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts lagen die Großhandelspreise für Schokoladenprodukte weit über dem Vorjahreswert (>> wir berichteten). Besonders stark betroffen sind dabei Rohstoffe wie Kakao, Kaffee und Gewürze, während die Preise für Zucker, Süßwaren und Backwaren sogar um 14,5 Prozent gestiegen sind.
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Auch ein weiterer Preistreiber sorgt zusätzlich für Kopfzerbrechen: die Haselnüsse. Ein Kälteeinbruch im Frühjahr hat nämlich in der Türkei große Teile der Ernte zerstört. Die Folgen sind noch immer deutlich spürbar – mittlerweile kostet eine Tonne türkischer Haselnüsse über 9.000 Euro. Und auch in Italien ist die Saison gelaufen, wie Marie-Luise Langehenke, Inhaberin von Pott au Chocolat in Dortmund, gegenüber DER WESTEN mit ernster Miene betont. Für ihre Manufaktur sei das eine große Herausforderung: „Wir verwenden viele Nüsse in unseren Produkten.
„Um fast 300 Prozent gestiegen“
Die Preise für Pistazien sind schon im vergangenen Jahr explodiert – mittlerweile zahlen wir dafür deutlich mehr als für Kakao oder Haselnüsse.“ Auch beim Kakao selbst ist die Lage angespannt. „Die Kakaopreise sind Anfang des vergangenen Jahres um fast 300 Prozent gestiegen“, erklärt Langehenke. Der Grund: Die meisten Bohnen stammen aus der Elfenbeinküste und Ghana, wo rund 90 Prozent des Weltmarktes produziert werden.

Dort kämpfen viele Betriebe mit alten Kakaobäumen, Schädlingsbefall und schlechten Erträgen. „Wenn dann noch Spekulationen an der Börse dazukommen, treibt das die Preise weiter nach oben“, so die Expertin. Besonders ärgerlich für kleine Produzenten: Selbst nachhaltige oder biologische Kakaobohnen werden zunehmend von Großkonzernen aufgekauft. „Wir beziehen unseren Kakao von kleinen Kooperativen, die klimafreundlich arbeiten und auf Pestizide verzichten. Und jetzt passiert das, wo wir alle Angst vor haben“, sagt Marie-Luise Langehenke. „Jetzt greifen auch die Großen in diesen Märkten zu, weil sie ihre Massenware absichern wollen – das treibt die Preise auch im Edelkakao-Segment.“
Es wird noch schlimmer: Verbraucher müssen bangen
Zusätzlich erschweren neue EU-Vorgaben für Bio-Zertifizierungen den Handel. In Zukunft dürfen die Zertifikate nicht mehr nach Landesstandard vergeben werden, sondern müssen EU-konform sein – ein aufwendiges und teures Verfahren. „Für viele Produzenten bedeutet das zusätzliche Kosten von mehreren tausend Dollar im Jahr. Das können sich kleine Kooperativen kaum leisten“, erklärt die Dortmunderin. Trotz der massiven Preissteigerungen versucht Marie-Luise Langehenke, ihre Schokoladen bezahlbar zu halten.

„Unsere Tafeln mit 80 Gramm kosten 6,99 Euro – das ist seit zwei Jahren stabil“, sagt sie. „Andere Manufakturen verlangen für 50 Gramm inzwischen fast neun Euro. Eigentlich müsste ich die Preise anheben, aber ich traue mich noch nicht.“ Auf die Frage, ob Schoko-Fans in Zukunft tiefer in die Tasche greifen müssen, antwortet sie ohne Umschweife: „Es wird auf jeden Fall teurer werden.“ Für Verbraucher bedeutet das: Wer seine Lieblingsschokolade noch zum gewohnten Preis genießen will, sollte besser früh zugreifen.
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Denn mit Blick auf Rohstoffmangel, gestiegene Energiekosten und strengere EU-Regeln dürfte sich der Preistrend so schnell nicht umkehren. Und auch wenn Schokoladen-Experten wie Marie-Luise Langehenke weiter alles geben, um faire Preise zu halten.

