In vielen Ranglisten nimmt er den ersten Platz ein, gilt für viele aufgrund seiner Jahrhunderte alten Tradition und opulenten Aufmachung als bester oder schönster Weihnachtsmarkt Deutschlands: Der Nürnberger Christkindlesmarkt.
Jahr für Jahr erstrahlt der der Nürnberger Hauptmarkt mit Blick auf die Kaiserburg in zahlreichen Lichtern, viele Buden laden zum gemütlichen Bummel ein zwischen Glühwein, gebrannten Mandeln oder Deko-Artikel aus sorgfältiger Handarbeit.
Doch jetzt muss sich die Stadt Nürnberg offiziell korrigieren. Bei einem wichtigen Detail rund um ihren weltbekannten Weihnachtsmarkt hat sie sich offenbar getäuscht. Neue Untersuchungen zeichnen ein ganz anderes Bild…
Wie alt ist der Nürnberger Weihnachtsmarkt wirklich?
Erste Planungen gab es bestimmt schon für das Jahr 2028 – denn dann sollte der Nürnberger Christkindlesmarkt sein großes 400. Jubiläum feiern. Eine beachtliche Zahl, die die lange Tradition des Weihnachtsmarktes in der Frankenstadt verdeutlicht. Doch das Nürnberger Stadtarchiv und das Germanische Nationalmuseum (GNM) haben nochmal genauer hingesehen – und müssen der Stadt Nürnberg einen Strich durch die Rechnung machen.
Denn offenbar hat man sich beim Alter des Nürnberger Christkindlesmarkt um satte 50 Jahre getäuscht! Grundlage war dabei stets eine historische Spanschachtel, die im Germanischen Nationalmuseum aufbewahrt wird. Sie ist knapp 20 Zentimeter lang – und ist der älteste erhaltene Beleg für die Existenz des Nürnberger Weihnachtsmarktes.
Wie die Stadt selbst mitteilt, sind darauf Teile einer Widmung zu entziffern: „Regina Susanna Harßdörfferin von der […] Jungfrau Susanna Eleonora Elbsin zum […] Kindles marck überschickt“ – gefolgt von einer Jahreszahl, deren dritte Ziffer aber leider schwer zu lesen ist. Verschmiert und von einem Tintenklecks teilweise verdeckt ist sie, wie die Stadt Nürnberg erklärt. Bisher las man sie als 1628 – was zum 400. Geburtstag im Jahr 2028 passen würde.
Doch jetzt wurde das alles nochmal ganz genau unter die Lupe genommen – und siehe da: Neue Erkenntnisse bestätigen, dass es eigentlich 1678 lauten muss! Und schon ist der Weihnachtsmarkt in Nürnberg 50 Jahre jünger als gedacht.
Neue Erkenntnisse zum Christkindlesmarkt
Dafür war den Wissenschaftlern kein Detail zu unbedeutend. Sogar Hochzeitsdaten und Friedhöfe der Stadt wurden überprüft, um herauszufinden, wer jene Susanna Eleonora Elbsin war, die ihrer Freundin Regina Susanna Harßdörfferin einst eine Schachtel vom „Kindlesmarck“ schenkte. Das Ergebnis: Susanna Elbsin kann frühestens 1651 geboren worden sein, da ihre Eltern in diesem Jahr erst heirateten und in gesellschaftlichen Kreisen verkehrten, in die sie mit einem unehelichen Kind niemals aufgenommen worden wären. Entsprechend kann Susanna die Schachtel um Weihnachtsmarkt keinesfalls schon 1628 erhalten haben.
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Zugegeben: Ein paar Jahre älter kann der Christkindlesmarkt durchaus sein. Nur weil der älteste erhaltene Beleg knapp 350 Jahre alt ist, heißt das ja nicht, dass es in den Jahren zuvor keinen Weihnachtsmarkt in Nürnberg gab. Aber auf irgendwas muss man sich bei den Berechnungen ja schließlich stützen.
Und die Freude über die trotzdem langjährige Tradition des Weihnachtsmarktes trüben diese Erkenntnisse auch nicht. „Egal ob unser weltberühmter Christkindlesmarkt nun 400 oder 350 Jahre alt ist – er ist ein Aushängeschild unserer Stadt und Teil unserer Identität“, freut sich Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König auf das Jubiläum. „Unser Christkind, die ‚Stadt aus Tuch und Holz‘ gehören einfach zu Nürnberg. Und im Prolog sagt ja unser Christkind alljährlich sehr treffen: ‚Mein Markt bleibt immer jung!'“

