Dass man in seiner Action-Filiale mal hinter die Kulissen blicken und so sehen darf, wie es beim Discounter den Mitarbeiter so ergeht, ist wohl eher ausgeschlossen. Einen ungeschönten Einblick in den Alltag der Angestellten will jetzt aber das ZDF in einer neuen Doku gegeben haben.
Denn was viele Kunden laut investigativer Recherchen des Senders nicht sehen würden, wären die fragwürdigen Bedingungen, unter denen die Action-Mitarbeiter arbeiten müssten. Doch was ist dran, an den Vorwürfen? Diese Redaktion hat beim niederländischen Discounter-Giganten nachgehakt. Eines hat dabei einen bitteren Nachgeschmack.
Setzt Action seine Mitarbeiter unter Zeitdruck?
Wie es in der ZDF-Doku heißt, soll der Arbeitsalltag der Action-Mitarbeiter ganz klar durch einen besonderen Alghoryhtmus strukturiert sein. Der Sender hat sich expemplarisch bei Filialen und Lagern in Frankreich umgesehen. Nicht nur im Lager werde Mitarbeiter so via Headset souffliert, wie viele Pakete sie auf einen Wagen bekommen. Auch innerhalb der Filialen sollen sich die Mitarbeiter laut den Recherchen an bestimmte Zeiten zum Einräumen der Ware halten müssen.
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Etwa 1.200 Pakete, prall mit frischer Ware gefüllt, treffen pro Tag in den Discounter-Filialen ein. Mitarbeiter nehmen sie auf Rollcontainern in Empfang. Die Besonderheit: Auf diesen seien Zeiten auf Etiketten notiert, die vorgeben, wie lange Mitarbeiter für das Einräumen der Ware brauchen dürfen. Im Bespielfall, den das ZDF zeigt, sollten dem Mitarbeiter gerade mal 17 Minuten zum Einräumen bleiben. Und das, während sie gleichzeitig etwa für Kunden ansprechbar sein oder zwischendurch an der Kasse aushelfen müssen. Jeder Tag sei ein neuer Wettlauf gegen die Zeit.
Kündigungsrate extrem hoch?
Auch innerhalb der ZDF-Doku werden bereits Manager und Regionalleiter mit den speziellen Zeitvorgaben konfrontiert. „Es ist ein Leitmotiv, kein Druckmittel gegenüber den Mitarbeitern“, wird so etwa ein Action-Vorgesetzter deutlich. Auch offiziell sagt Action in der Doku, dass die an den Wagen angegeben Zeiten lediglich Richtwerte sind.
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Laut einem französischen Gewerkschaftsvertreter würden diese Arbeitsbedingungen aber zwangsläufig zu Gesundheitsproblemen führen. Das zeigte auch der Test der beiden Undercover-Reporterinnen des ZDF. Wie interne Dokumente für Regionalleiter von Action, die dem Sender vorliegen, aufdecken, liegt die Kündigungsrate in einer beispielhaft ausgewählten Region in Frankreich bei 71 Prozent. 7 von 10 Mitarbeitern kündigen hier also im Laufe eines Jahres. In einer anderen Region seien es sogar mehr als 80 Prozent. Dies habe auch bereits das französische Ministerium auf den Plan gerufen, das ein Überwachungsteam androhte.
Auch diese Redaktion hat Action mit den Vorwürfen konfrontiert und offen gefragt: Sind die Arbeitsbedingungen auch auf deutsche Filialen übertragbar?
Action schmettert Vorwürfe ab
Die Doku des ZDF sei Action bekannt, wie wir vom Unternehmen erfahren. Wie es auf Nachfrage, ob die Arbeitsbedingungen realistisch dargestellt wurden, von einem Sprecher heißt, gibt man den Mitarbeitern „klare Arbeisanweisungen“. Weiter ins Detail geht man dabei allerdings nicht. Allerdings betont der Sprecher, dass die „Formel“ oder „Abläufe“ sich nicht von einer „Filiale, einem Distributionszentrum oder einem Land zum anderen“ unterscheiden. Demnach seien die Darstellungen aus Frankreich durchaus übertragbar.
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Allerdings betont der Action-Sprecher, dass einige Aussagen nicht den Tatsachen entsprechen würden. So etwa, dass das französische Ministerium Filialen überwachen lassen will. Die hohe Fluktuation erklärt man beim Discounter-Riesen mit einer generellen „Mitarbeiterfluktuation im Einzelhandel“. „Bei Action entsprechen die Mitarbeiterbindung und die Vorfälle am Arbeitsplatz dem allgemeinen Benchmark im Einzelhandel“, heißt es weiter.
Auch verweist man auf Nachfrage auf Mitarbeiterzufriedenheitsumfrage, die alle zwei Jahre durchgeführt würden und besonders hohe Werte für „Zufrieden mit meinem Team” und „Zufrieden mit meinem Filialleiter” erzielen würden.
Wie weitere Recherchen dieser Redaktion allerdings zeigen, widerspricht das Umfrage-Werten, die zumindest auf deutschen Job-Vergleichsportalen wie Indeed oder Kununu erzielt werden. Während ehemalige Mitarbeiter auf Kununu immerhin noch 3,1 von 5 Sternen abgaben und 49 Prozent eine Anstellung bei Action weiterempfehlen würden, werden auf Indeed nur gerade mal 2,8 Sterne erzielt. Hier werden auch weitere Kritikpunkte wie eine „totale Unterbezahlung“, Probleme mit Vorgesetzten und wenig Hilfsbereitschaft genannt.

