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Anwohner sind entsetzt: Jena-Nord soll Mega-Hochhaus bekommen

Anwohner sind entsetzt: Jena-Nord soll Mega-Hochhaus bekommen

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Hier in Jena-Zwätzen könnte in den nächsten Jahren ein 20 Etagen hohes Wohnhaus entstehen. Foto: Jan-Hernik Wiebe
  • Stadt plant Wohnhochhaus in Jena-Zwätzen
  • Anwohner sind schockiert
  • Unmut auf Bürgerversammlung

Bei einer Bürgerversammlung in Jena-Zwätzen kochten am Mittwochabend die Emotionen hoch. Anwohner ließen ihrem Frust freien Lauf. Grund dafür ist ein geplanter Hochhaus-Komplex im Philosophenviertel, der gegenüber der Kita „Nimmerland“ beginnt, bis zum Autohaus Fischer geht und sich dann bis fast an die Naumburger Straße zieht.

Im Entwurf für den Bebauungsplan ist die Geschosshöhe für den Wohnturm gut versteckt. Lediglich ein paar kleine römische Zahlen, „XII – XX“, geben die Bauhöhe an. Es darf in diesem Baufeld also zwischen 12 und 20 Etagen am Immanuel-Kant-Ring hoch gebaut werden.

Geplantes Wohnhochhaus in Jena-Zwätzen: Nur der Jentower ist höher

Mehr als 100 Einwohner sind in die Aula der Grundschule Am Rautal gekommen, um mehr Details über die geplante Bebauung von der Stadtverwaltung und der Baufirma Drösel zu erfahren. Bis auf den letzten Platz war der große Raum gefüllt. Wer zu spät kam musste stehen. Schnell wird klar, wie aufgeladen die Stimmung ist und wie verhärtet die Fronten. Der Stadtarchitekt von Jena, Dr. Matthias Lerm, kann den Unmut der Anwohner nur wenig verstehen. Er weißt immer wieder darauf hin, dass Jena dringend Wohnraum brauche. Außerdem sei ein Hochhaus dieser Größe „eine Begrüßungsgeste und Orientierungspunkt im Stadtbild“, meint der Fachmann aus der Verwaltung über das Areal, das seit anderthalb Jahren in Planung ist.

Verstehen können die Bewohner, die sich beinahe im Schatten des nun geplanten Hochhauses ihren Traum vom Eigenheim verwirklicht haben, den Stadtplaner nicht. Sie sind aufgebracht, dass man ihnen die Grundstücke verkauft hat und nun eine Reihe aus vier bis sechs geschossigen Mehrfamilienhäusern sowie einen Megaturm vor die Nase setzt. Nur der Jentower in der Stadtmitte ist mit seinen 29 Etagen noch höher. „Ich bin kurz vor dem Platzen“, sagt ein Mann auf der Versammlung mit hochrotem Gesicht.

Sorge vor zu wenig Parkplätzen im Philosophenviertel

Die Anwohner gingen vor kurzem noch davon aus, dass höchstens zwei- bis dreigeschossige Gebäude auf diesem Areal entstehen sollen. Der neue Entwurf sieht vor, dem Gebiet einen eher städtischen Charakter zu geben, in dem es auch kleinere Geschäfte und Kneipen gibt. Der Stadtplaner aus der Verwaltung wirbt erfolglos mit dem Argument, dass das Gebiet zur reinen Schlafstätte würde und ansonsten kein Leben herrschen würde. Es wird klar, dass genau aus diesem Grund viele sich dieses Gebiet ausgesucht haben, um dort zu leben. „Ich hätte mein Haus dort nicht gekauft, wenn ich von dem Plan gewusst hätte“, sagt einer der Anwesenden. „Würden Sie dort weiter wohnen wollen, im Schatten? Es ist eine ganz ernsthafte Frage“, sagte ein Anderer an Stadtarchitekt Lerm gerichtet.

Doch nicht nur die Höhe war eine Sorge der Bewohner des neuen Stadtviertels, sondern auch die Parkplatzsituation. Diese werde sich erheblich verschlimmern, so ihre Befürchtung. Die geplanten Tiefgaragen, wenn die wegen dem hohen Grundwasser überhaupt machbar seien, könnten nicht alle Fahrzeuge der Bewohner der Mehrgeschosser aufnehmen.

Vom 19. Mai bis 19. Juni können Bürger nun die Pläne in der Stadtverwaltung Am Anger 34 einsehen und sich schriftlich äußern. Auch der Ortsrat kann sein Votum dazu abgeben. Eine weiter Möglichkeit des Protestes ist ein Bürgerantrag oder der eines Mitgliedes im Stadtrat, damit der Bebauungsplan wieder zurückgenommen wird. Von der Möglichkeit des Bürgerantrages, so hieß es am Mittwochabend auf der Versammlung, wollen viele Gebrauch machen.

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