Jena verliert größtes Wahrzeichen – Risse im Fundament entdeckt
Pfusch am Bau: Billig-Beton aus DDR-Zeiten fängt an zu bröckeln
Angestellte im Turm sollen in Container auf dem Eichplatz ausweichen
Die Skyline von Jena wird sich in den nächsten Monaten dramatisch verändern. Das größte Wahrzeichen der Stadt, der Jentower, muss abgebrochen werden. Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter kam persönlich in die Thüringen24-Redaktion und überbrachte die Neuigkeit: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Die schlechte Nachricht: Der Uni-Turm muss abgerissen werden. Die gute Nachricht: Die Neue Mitte bleibt erhalten.“
Büros ziehen in Container
Die oberen Büros im Jentower seien bereits geräumt. Die Computerexperten von Intershop und die Mitarbeiter der Universität Jena, die dort teilweise Räume angemietet haben, würden vorläufig in Containern auf dem Eichplatz untergebracht, erklärte das Stadtoberhaupt. „Zum Glück sind gerade Wohncontainer von Flüchtlingen in Lobeda frei geworden, die können wir jetzt gut gebrauchen“, sagte er.
Aufmerksame Putzfrau entdeckt Risse
Eine aufmerksame Putzfrau hatte die meterlangen Risse im Fundament zufällig entdeckt, als sie eine Plane zur Seite schob. Der Facility-Manager sagte, dass der Raum unterhalb des Parkdecks seit Jahren nicht betreten wurde. Vermutlich wurde ein Unglück verhindert, weil die neu angestellte Putzfrau dachte, dass auch diese Räume zu ihrem Aufgabengebiet gehören. Schnell wurden Experten hinzugezogen, die der Stadt und dem Besitzer Saller Gewerbebau einen zügigen Abriss empfahlen. Ansonsten könnte es passieren, dass der von 1970 bis 1972 errichtete Turm in naher Zukunft zusammenbricht.
„Beton reicht nicht für Kinderschaukel“
Damals wurde er in Rekordtempo hochgezogen, um den Klassenfeind im Westen zu beeindrucken. Die Bauingenieure stellten bei der Besichtigung der Schäden am Fundament fest, dass der Turm mit Billig-Beton errichtet wurde, der nach etwa 30 bis 40 Jahren anfängt, sich aufzulösen. „Die haben damals in der DDR richtig geschlampt. Heute würde man mit diesem Beton noch nicht mal eine Schaukel auf einem Kinderspielplatz verankern“, so einer der Statiker. Mit seiner Antenne ist die sogenannte Keksrolle 159,60 Meter hoch.
Die ersten Abrisskommandos werden am Samstag, 1. April, anrücken und im oberen Teil des Turmes beginnen, das Wahrzeichen von Jena abzutragen.
Turm erst 2001 saniert
Warum die Schäden erst jetzt aufgefallen sind, soll ein Gutachten klären. Denn die letzte Sanierung des Bauwerks liegt keine 20 Jahre zurück. Kurz nach Abschluss der Arbeiten 2001 traten allerdings schon die ersten Probleme auf. Die neue Verglasung blieb nicht da, wo sie sollte. Acht Fenster lösten sich 2004 aus der Fassade und fielen herab. Zum Schutz und um nicht die gesamte Außenhülle sanieren zu müssen, wurden etagenweise Netze um den Turm gespannt.
Update: April, April!
Wer diesen Text gründlich gelesen hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass der Artikel am 1. April online gegangen ist. Deshalb hier die gute Nachricht: Es wurde kein Billig-Beton in DDR-Zeiten verwendet. Jenas Wahrzeichen bleibt stehen. Hoffentlich noch für viele weitere Jahre. Noch mehr Aprilscherze gibt es hier.