Bisher war die Bebauung des Eichplatzes für die Jenaer Bevölkerung ein absolutes Reizthema. Das hat sich am Freitagabend schlagartig geändert – zu mindestens bei den Leuten, die im Volksbad waren. Dort wurde der finale Entwurf für die Gestaltung des Areals im Zentrum der Saalestadt vorgestellt. Genauer gesagt wurden vier Varianten des Plans präsentiert und noch einmal zur Diskussion gestellt.
Bildergalerie: So sehen die Pläne für die Bebauung des Eichplatzs in Jena aus
Der Plan sieht die Bebauung des Eichplatzes mit mehreren Blöcken vor, die nicht quadratisch, recht- oder dreieckig sind. „Die neuen Gebäude passen dadurch gut zu den alten Häusern, ohne sie zu kopieren“, sagte Michael Heller. Er ist Stadtplaner von Büro Albert Speer & Partner (AS&P), welches von der Stadt Jena mit der Planung beauftragt wurde. Durch die Gebäudeformen entstehen mehrere dreieckige Plätze, die zum Verweilen einladen sollen, da die Wege nicht schnurgerade durch sie durch gehen. Zudem bleibt ein größeres Rechteck an der Johannisstraße Richtung St. Michael Kirche frei. „Der Platz kann zum Beispiel für Jahrmärkte genutzt werden oder im Winter für eine Eisbahn“, schlug Heller vor.
Sichtachsen, Wege durch das Areal und eine Einfahrt zur angedachten Tiefgarage wurden berücksichtig und abgewogen. Die vier vorgestellten Varianten unterscheiden sich durch die Anzahl der Hochhäuser. In einem Entwurf ist keins vorgesehen, in den anderen Vorschlägen ein, zwei beziehungsweise drei.
Feedback nach der Ausstellung der Entwürfe
Diese Entwurf-Varianten sind aus ursprünglich 21 Lösungsansätzen hervorgegangen. Entwickelt haben sie die Bürgerwerkstatt, das Planungsbüro AS&P und Verwaltungsvertreter gemeinsam. Anregungen, die während der Ausstellung der bisherigen Ideen im September eingegangen waren, wurden ebenfalls berücksichtigt. Insgesamt kamen 413 Anmerkungen aus der Bevölkerung. Davon seien nur 18 nicht auswertbar gewesen. In ihnen stand zum Beispiel: „Das schafft ihr sowieso nicht.“
Für die Mehrheit der Feedbackgeber waren Hochhäuser vorstellbar. Wichtige Punkte, die genannt wurden, waren unter anderem, dass Grünflächen und Freiräume wichtig sind, dass die Verkehrs- und Parkplatzsituation beachtet werden muss, kein großer Einzelhandel gewünscht wird aber dafür bezahlbarer Wohnraum. Außerdem sollen die Gebäude individuell und hochwertig werden. Es wurde angekündigt eine detaillierte Auswertung noch im Internet zu veröffentlichen.
Anmerkungen aus dem Publikum
Auch an der aktuellen Veranstaltung war das Feedback der Teilnehmer gefragt. An zwölf Tischen diskutierten jeweils zehn bis zwölf Leute rund 15 Minuten lang die vorgestellten Varianten. Jeder Tisch präsentierte danach seine Ergebnisse. Alle waren fast einstimmig für den Plan mit drei neuen Hochhäusern. Für diese Variante hatte sich auch die Bürgerwerkstatt im Vorfeld ausgesprochen. Die Anwesenden gaben den Stadtplaner aber auch noch einige Punkte mit auf dem Weg, die ihrer Ansicht nach bei der Fertigstellung des Rahmenplans beachtet werden sollten. Sie haben sich dafür ausgesprochen, dass:
- die Anzahl und Höhe der Hochhäuser im Rahmenplan festgelegt wird.
- das Hochhaus an der Johannisstraße nicht so wuchtig werden soll.
- schöne Dächer zum Beispiel mit Schrägen oder Dachterrassen geschaffen werden sollen, da man von den Hochhäusern auf sie runter gucken wird.
- der Schattenwurf der Hochhäuser bei der Planung beachtet werden soll.
- eine zweite Zufahrt zur Tiefgarage sinnvoll ist. Außerdem sollte – bevor die Größe der Tiefgarage fertig geplant wird – feststehen, wie es mit der Parkplatz-Situation rund um die Innenstadt weiter geht.
Was der Rahmenplan leistet
Der Rahmenplan soll nur als Drehbuch dienen und noch Platz für Kreativität bieten, betonten die Stadtplaner. Das heißt, es wird festgeschrieben auf welchen Flächen gebaut wird, nicht aber wie die Gebäude genau aussehen, also zum Beispiel welche Fassade oder Form sie erhalten sollen. Das müssen später Architekten entwickeln. Das Gleiche gilt auch für die Freiflächen. Der Rahmenplan sagt, wo sie sind. Es wird aber nicht festgeschrieben, ob und wie sie begrünt werden oder ob sie Wasserläufe oder Spielplätze erhalten.
Nicht ungeduldig werden
In den nächsten zwei Wochen will das Planungsbüro diese Anmerkungen noch in den Rahmenplan einarbeiten. Dann gibt es eine Feedbackrunde. Im Anschluss wird der Plan erst dem Stadtentwicklungsausschuss und dann dem Stadtrat vorgelegt. Das soll im Januar passieren. Stadtplan Heller warnt aber davor, ungeduldig zu werden. „Bis der Areal fertig ist, kann es noch gut zehn bis 15 Jahre dauern“, warnt er. Das hätten ähnliche Projekte gezeigt. Jetzt müssten erst einmal Investoren gefunden werden, bevor die Planung konkreter wird.
Dann soll aber die Öffentlichkeit wieder mit eingebunden werden, betonte Denis Peisker, Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt der Stadt Jena. Das habe schließlich sehr gut funktioniert. Sein Fazit nach der Veranstaltung: „Auch wenn ich ein starker Befürworter des ursprünglichen Rahmenplans war, bin ich bei diesem Ergebnis wirklich froh, dass die Bevölkerung ihn abgelehnt hatte.“