Einstige Abfallgruben können für Archäologen wichtige Fundstätten sein. So auch jüngst bei Ausgrabungen in Jena. Einige Funde sollen in Bürgel zu sehen sein.
Nach dem Fund mittelalterlicher Töpferwaren bei Grabungen in Jena bereitet das Keramik-Museum in Bürgel eine Ausstellung zu diesen Fundstücken vor. Sie soll am Tag des offenen Denkmals (11. September) eröffnet werden und etwa 70 Gefäße umfassen. Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie hatten sie in den Jahren 2013 bis 2015 bei Grabungskampagnen in der Jenaer Vorstadt nahezu unversehrt aus Abfallgruben von zwei Töpfereien aus dem 14./15. Jahrhundert bergen können. Dort waren damals Reste aus Fehlbränden entsorgt worden.
Insgesamt wurden dabei mehr als 31 000 Scherben sowie 72 komplett oder annähernd vollständige Gefäße geborgen, etwa Kannen, Krüge, Schalen und Becher. Sei sind den Angaben nach um 1400 entstanden. „Die Fundstücke geben einen umfassenden Überblick über die Bandbreite der damals in der Saalestadt hergestellten Gebrauchskeramik“, erläuterte die Mittelalter-Expertin des Landesamtes, Karin Sczech. „Durch sie können wir auch mögliche Handelswege nachvollziehen, denn die in Jena produzierte grau-schwarze Töpferware unterscheidet sich deutlich von anderen Keramiken, die in Thüringen hergestellt wurden.“
Ausstellung bis zum 26. Februar
Zu den herausragendsten der nun erstmals in Bürgel gezeigten Exponate zählt ein komplett erhaltener sogenannter Grapen, ein Kochtopf mit drei Füßen und Griff. Sczech: „Er zeigt die erste Produktion dieser später sehr häufigen Gefäßform an.“ Von großer Bedeutung ist nach Angaben der Wissenschaftlerin auch eine handgeformte Keramik-Fliese mit einem rundum geschlossenen Gefäßkörper und einer Schmuckseite.
Zur genauen Datierung der Schätze aus den Jenaer Abfallgruben konnten die Archäologen des Landesamtes auch geborgene Münzen heranziehen. Es handelt sich um einen Händleinheller von 1275 bis 1350 aus Schwäbisch Hall und um einen Meißner Schildgroschen, der unter Wilhelm III (1445-1462) geprägt wurde.
Da es kaum Erkenntnisse über die mittelalterliche Keramik im Umfeld der Töpferstadt Bürgel gebe, solle die Schau einen interessanten Blick in einen Aspekt der Keramikgeschichte bieten, der bisher in dem Museum nicht geboten werden konnte, erklärte Museumsleiter Konrad Kessler am Freitag. Sie wird bis zum 26. Februar zu sehen sein.