Parkplatz oder Wohnungen, Geschäfte oder Grünfläche – was mit dem Eichplatz in Jena passieren soll, ist stark umstritten. Der letzte Bebauungsplan der Stadtverwaltung ist krachend am Bürgerwillen gescheitert. Der neue Versuch ist nun in die nächste Runde gegangen: Die ersten Ideen und Planungsansätze für die Neugestaltung des Areals wurden am Freitag bei einer gut besuchten öffentlichen Impulsveranstaltung im Jenaer Rathaus vorgestellt.
„Wir wollen mutige Ideen spinnen und sie dann knallhart auf ihre Umsetzbarkeit überprüfen“, kündigte Michael Heller an. Er ist Stadtplaner von Büro Albert Speer & Partner aus Frankfurt am Main, welches von der Stadt Jena mit der Planung beauftragt wurde.
Blick von außen auf Jena
„Wir haben zuerst einmal einen Blick von außen auf Jena geworfen“, sagte Heller. Die Besonderheit der Stadt sei, dass sie sehr langgezogen, unheimlich grün und lebendig sei. Das Zentrum sei sehr gut durch den Öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Das Herz der Stadt bilde der Marktplatz. Der sei wunderbar und müsse nicht verändert werden. Der Eichplatz solle zur guten Stube Jenas werden, aber dem Marktplatz keine Konkurrenz machen. Wichtige stadtprägende Gebäude seien die St. Michael Kirche mit ihrem Turm, das Uni-Gebäude auf dem ehemaligen Zeiss-Gelände und der Jentower. Dieser bräuchte ihrer Ansicht nach dringend eine neue Fassade, die besser zur Lichtstadt Jena passen würde.
Bildergalerie Erste Ideen für den Eichplatz in Jena
Mit diesen Erkenntnissen ging es weiter zur Entwicklung von Ideen. Hierzu hat sich das Planungsbüro an vier Handlungsoptionen orientiert:
- Entwicklung mit dem großen Schwerpunkt Freiraum
- Entwicklung in Anlehnung an das historische Bild
- Entwicklung eines Bildes im Sinne der Moderne und Neomoderne
- Entwicklung eines neuen Bildes
Zu jeder der vier Optionen hat das Büro verschiedene Varianten entwickelt, die bei der Veranstaltung vorgestellt wurden.
In welche Richtung geht die Reise
Bei allen Vorschlägen machte der Stadtplaner deutlich, dass die St. Michael Kirche nicht erdrückt und Sichtachsen beachtet werden sollen. Insgesamt komme dem Zusammenspiel der bestehenden und hinzukommenden Gebäude eine entscheidende Rolle zu. „Wir wollen aber keine großen Klötze bauen, sondern lieber moderne und kleinteiligere Gebäude“, betonte der Stadtplaner. In den Häusern wären Wohnungen und Einzelhandel möglich.
Wie genau die Gebäude beziehungsweise die Freiflächen dann aussehen werden, entscheide sich aber erst später in einem Architekturwettbewerb. Die vorgestellten ersten Ideen sollen nur dazu dienen, eine Grundidee zu entwickeln und damit eine Richtung vorzugeben, wohin die Reise gehen soll. „Wir haben keine Lieblingsideen und sie sind auch nicht festgeschrieben“, unterstrich Heller. „Wir sind für Änderungsvorschläge offen.“
Variante 1: Schwerpunkt Freiraum
Bei Variante 1 ist die Idee den Eichplatz im Großen und Ganzen nicht zu bebauen, sondern einen grünen Platz zu gestalten, vergleichbar mit dem Schlossplatz in Stuttgart. Angrenzend zur Johannisstraße könnten Pavillons oder ähnliches errichtet werden, die zum Beispiel gastronomisch genutzt werden könnten. Im Park wäre eine Art Kultur- oder Innovationszentrum denkbar. Das Gebäude sollte dann eine möglichst moderne Form erhalten. Ein Beispiel für so ein Gebäude sei zum Beispiel das Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) der Technischen Universität in Cottbus.
Variante 2: Anlehnung an das historische Bild
In der zweiten Variante wird sich am historischen Bild des Areals orientiert. Das heißt neue Gebäude würden auf den alten Grundrissen entstehen. Völlig umzusetzen ist das jedoch aufgrund des Jentowers nicht.
Variante 3: Moderne und Neomoderne
Bei Variante 3 wird sich vor allem am Jentower orientiert. Mit zwei weiteren Gebäuden soll ein Dreiklang entstehen. Bei dieser Variante wäre die Abgrenzung zur Altstadt sehr deutlich, da die Gebäude ganz anders wären, als die umliegenden Häuser. Eine Idee wäre auch, den Sockel des Turms zu vergrößern und die beiden neuen Gebäude mit auf diesen zu stellen
Variante 4: Neues Bild
Bei der Vorstellung der vierten Variante ging ein Raunen durch das Publikum. Der Jentower ist hier von seinem Sockel „befreit“ worden. „Der Turm braucht den Sockel nicht zum Stehen. Ihn zu entfernen ist technisch kein Problem“, sagte Heller. Bei dieser Variante reichen die Ideen von einem Stadtgarten der von Häusern umfasst wird und in dessen Inneren sich der Turm und eventuell ein zweites Hochhaus befindet. Zugänge sollen an den relevanten Stellen, also dort, wo bereits jetzt Wege zum Eichplatz führen, entstehen. Möglich sei auch, den Turm auf dem Präsentierteller stehen zu lassen und nur auf der zum Markt zeigenden Seite Häuser zu errichten.
Ergebnisse im September vorgestellt
Diese vier Grundideen mit ihren unterschiedlichen Varianten werden am Samstag in einer Bürgerwerkstatt diskutiert. Dabei sollen drei Versionen entwickelt werden. Die Ergebnisse werden nicht nur ins Internet gestellt, sondern sollen Anfang September ausgestellt und bei einer öffentlichen Veranstaltung am 4. September von 19 bis 21 Uhr im Rathaus diskutiert werden.
Bei der weiteren Planung spiele auch verstärkt eine Rolle, für was die Gebäude genutzt werden könnten. „Zum Beispiel macht ein Kulturzentrum keinen Sinn, wenn es nicht gebraucht wird“, stellte Heller fest. Überlegungen zur Verwendung und anderer Aspekte wurden bereits in den Grundätzen zur Entwicklung des Eichplatzareals vom März 2016 festgeschrieben. Auch die Verkehrsplanung sei ein wichtiger Punkt, denn „wenn man sich attraktiver gestaltet, kommen auch mehr Leute von außerhalb“, gibt der Stadtplaner zu bedenken. Wichtig sei auch, den Inhaber des Jentowers in die Planung mit einzubeziehen. Erste Gespräche habe es bereits gegeben. „Schließlich nützen die besten Ideen nichts, wenn der Zug des Jentowers schon in eine andere Richtung abgefahren ist“, machte der Stadtplaner deutlich.