Es gibt so einige Jobs, bei denen man froh ist, sie nicht machen zu müssen. Weil sie zu anstrengend oder zu langweilig sind oder sie in einem beim bloßen Gedanken Ekel auslösen. Vielen wird das vermutlich bei dem Job einer Frau aus Erfurt so gehen.
Und sie hat lange darauf gewartet, ihren Traumjob in Erfurt machen zu können. Jetzt sieht es gut aus: Sie darf eine Ausbildung machen und sich eine Zukunft in dem Berufsfeld ausmalen, das für die meisten vermutlich eher nicht der wahre Traum wäre.
Erfurt: Was sie macht, ist ziemlich speziell
Corinna Seifert aus Erfurt musste sechs Jahre warten, um einen Ausbildungsplatz in Erfurt zu bekommen. Ihr Wunsch: Tiere aufschneiden, ihnen die Haut abziehen und die Innereien entfernen. Definitiv nichts für schwache Nerven!
Die 25-Jährige möchte nämlich Präparatorin werden und kann dafür jetzt im Naturkundemuseum Erfurt ihre ersten Schritte setzen. In ihrer dreijährigen Ausbildung lernt sie, Haut und Haar vom Tier, das sogenannte Balg, zu entfernen und für die wissenschaftliche Arbeit vorzubereiten. Ebenso wie Präparate für Ausstellungen.
Das ist die Stadt Erfurt:
- wurde 742 erstmals urkundlich erwähnt
- Landeshauptstadt von Thüringen
- mit 214.000 Einwohnern auch die größte Stadt (Stand Dezember 2021)
- hat die älteste Universität Deutschlands (gegründet im Jahr 1379)
- Sehenswürdigkeiten: Krämerbrücke, der Erfurter Dom und die Severikirche
- Oberbürgermeister ist Andreas Bausewein (SPD)
Erfurt: Nichts für schwache Nerven
Der süßliche Geruch, der in der Luft liegt, wenn der Tierkadaver komplett bloßgelegt ist, stört die Auszubildende nicht. „Ich find‘, man gewöhnt sich tatsächlich dran“, sagt die 25-Jährige gegenüber dem „Berchtesgadener Anzeiger“.
Im Naturkundemuseum wird sie seit einem Jahr von Präparator Ralf Nowak eingewiesen und arbeitet an Tieren verschiedener Größe. Angefangen vom Vogel bis zum Bison lernt sie den Arbeitsprozess vom toten Tier bis zum fertigen Präparat, bis sie im Jahr 2024 Nowak ablöst, der in den Ruhestand gehen will.
Traumberuf in Erfurt
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, doch Seifert ist zuversichtlich. „Ich fang klein an“, sagt die gebürtige Leipzigerin mit Blick auf die Ratte auf ihrem Schreibtisch, wie der „Berchtesgadener Anzeiger“ berichtet. „Und irgendwann kann ich dann auch größer werden.“ Ein Blick zu Nowak, der an der Nachbildung eines Zwerg-Flusspferds arbeitet, zeigt, was in Zukunft noch auf die Auszubildende zukommen wird.
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„Man sagt ja heute noch, die Tiere werden ausgestopft. Aber das stimmt nicht“, erklärt Frank-Michael Weigner, Vorsitzender des Verbands Deutscher Präparatoren, dem „Berchtesgadener Anzeiger„. Früher wurden die Häute mit Stroh gefüllt und heute werden 3-D-Technik und Kunststoffe für die Dermoplastiken genutzt.
Ein deutlicher Wandel bei dem alten Beruf, dem auch die Fachkräfte langsam entschwinden. „Ganz, ganz langsam ist eine gewisse Überalterung schon zu merken“, sagt Weigner. „Es gehen mehr, als dazu kommen.“ Motivierte Nachwuchstalente, wie Corinna Seidel zu finden sei gar nicht so einfach.