Erfurt zählt zu den schönsten Städten in Thüringen. Jahr für Jahr zieht die Landeshauptstadt tausende Besucher an. Völlig zurecht: Besonders Familien und Naturliebhaber schätzen die grünen Oasen der Stadt – eine von ihnen ist der beliebte Erfurter Zoopark.
Der Erfurter Zoo lockt dabei nicht nur Gäste aus der Blumenstadt, sondern aus ganz Deutschland an. Doch ein neues Angebot des Zooparks sorgt jetzt für heftige Diskussionen. Zumindest unter Tierschützern.
Erfurt: Tiernähe als Erlebnis
Der Zoo Erfurt geht mit einer neuen Aktion an den Start: Besucher dürfen ab sofort hinter die Kulissen schauen und an „Tierbegegnungen“ teilnehmen. In Begleitung von Tierpflegern können Gäste entsprechend ausgewählte Tiere aus nächster Nähe erleben. Für viele Tiere bedeutet das: Streicheln, füttern oder sogar ein gemeinsames Training mit den Besuchern. Ziele wie Bildung und Sensibilisierung für den Artenschutz stehen laut Zooparkdirektor Jan Schleinitz im Vordergrund. „Mit den Tierbegegnungen möchten wir unseren Gästen die Möglichkeit geben, den Zoobesuch zu einem einzigartigen Erlebnis zu machen,“ sagt Schleinitz in einer Pressemitteilung. Doch nicht alle sind von dieser Idee begeistert.
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Besonders Tierschützer kritisieren diese Angebote scharf. PETA bezeichnet den direkten Mensch-Tier-Kontakt gegenüber Thüringen24 als tierschutzwidrig: „Aus Tierschutzsicht ist es völlig unvereinbar mit den Bedürfnissen von Wildtieren, sie zur direkten Interaktion mit Menschen zu zwingen.“ PETA argumentiert, dass durch solche Begegnungen ein völlig falsches Bild von Wildtieren vermittelt werde. Insbesondere Kinder würden Tiere nicht mehr als eigenständige Lebewesen wahrnehmen, sondern als zahme Streichelobjekte. „Dieses Bild verharmlost ihre Gefährlichkeit und verschleiert, dass sie in Gefangenschaft ihrer natürlichen Lebensweise beraubt sind“, erklärt PETA-Biologin Dr. Yvonne Würz.
Entertainment statt Tierschutz
Besonders heikel sei der entstehende Stress für die Tiere. Auch wenn viele von ihnen in Gefangenschaft geboren wurden, seien sie nicht an den engen Umgang mit Menschen gewöhnt. Laut PETA können Berührungen, laute Stimmen und Kamerablitze bei den Tieren Angst auslösen und unvorhersehbares Verhalten hervorrufen. Das Problem reiche jedoch weiter: „Die gegenseitige Übertragung von Krankheiten zwischen Tier und Mensch (Zoonosen) ist ein ernstzunehmendes Problem“, so Würz. Immer wieder komme es zu Unfällen durch sorglosen Umgang – ein Risiko, das vermeidbar wäre. Doch das sei nicht das einzige Problem.
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Nach Ansicht von PETA handelt es sich bei den Tierbegegnungen nicht um naturpädagogische Konzepte, sondern um reines Entertainment. Alternativen wie Workshops, digitale Programme oder Bildungsangebote ohne direkten Tierkontakt könnten nach Ansicht der Tierschützer deutlich sinnvoller als das Angebot des Erfurter Zoos sein. Besonders Kindern solle so ein empathischer und respektvoller Umgang mit Tieren nähergebracht werden – ganz ohne die Einschränkungen, die Tiere in einem Zooalltag erleiden müssen.

