Die „Körperwelten“-Ausstellung in Erfurt ist in aller Munde. Sie wird heiß diskutiert – vor allem im Netz (hier die Details). Viele sind fasziniert, etliche schockiert.
Warum? Die weltbekannte Ausstellung zeigt Plastinate, also Körper, einzelne Knochen und Organe – von echten Menschen. Menschen, die ihren Körper nach ihrem Tod den „Körperwelten“ gespendet haben – um beispielsweise in Erfurt ausgestellt zu werden.
Erfurt: „Körperwelten“ sorgt für Furore
In den sozialen Medien stapeln sich die Kommentare unter den Thüringen24-Posts zu den „Körperwelten“ in Erfurt. Während einige schon in mindestens drei verschiedenen Ausstellung waren, zetern andere, das Ganze sei doch „menschenunwürdig“ und „eklig“. Man solle doch einmal an die Angehörigen denken. Doch, ist es wirklich so schlimm als Angehöriger eines Spenders? Thüringen24 hat nachgefragt.
Michaela Rohrbach ist so eine Angehörige. Ihre Stiefmutter ist Spenderin, sie wurde nach ihrem Tod plastiniert und ausgestellt. „Meine Stiefmutter und mein Vater waren bei den ‚Körperwelten‘ vor vielen Jahren und haben sich dort als Spender eintragen lassen“, erzählt Michaela. „Als meine Stiefmutter im Krankenhaus an Krebs verstarb, kam das Bodymobil und holte sie ab. Man bezahlt nichts und man bekommt auch nichts“. Das muss leider häufig dazu gesagt werden, denn es herrscht tatsächlich der Irrglaube, dass den Spendern Geld geboten wird.
Kuratorin in Erfurt: „Plastinate anonym“
Auch die Kuratorin der „Körperwelten“ in Erfurt, Angelina Whalley, erläutert erneut, dass Spenden immer Spenden seien – und deshalb in keiner Weise Geld fließe. Also noch mal in einfachen Worten: Man gibt etwas, bekommt aber nichts.
Doch, wie ist es jetzt nun für die Hinterbliebenen? Wie geht man damit um, jemanden nicht bestatten zu können? „Ich fand es nicht schlimm und hätte mir das für meinen Vater auch gewünscht, so wie er es wollte“, sagt Michaela. Ihr Papa war zwar als Spender gemeldet, doch leider war er beim Auffinden schon zu lange tot. Bei der Plastination wird nämlich der Verwesungsprozess gestoppt. Eine Formalin-Lösung wird ins Arteriensystem gepumpt, wodurch alle Bakterien abgetötet werden. Doch das funktioniert eben nur einen bestimmten Zeitraum nach dem Ableben.
Michaela weiß, dass auch ihr Papa gerne Teil der „Körperwelten“ geworden wäre. „Leider gibt’s dann keine Grabstätte, aber so was brauche ich auch nicht, um zu trauern. Ich weiß, dass beide die Ausstellung faszinierend und den Gedanken, noch zu was nützlich zu sein, gut fanden“, so Michaela. Angelina Whalley erklärte bereits bei der Eröffnung in Erfurt: „Die Körper stehen im Vordergrund, nicht die Einzelschicksale“. Alle Plastinate sind anonymisiert. Verwandte und Angehörige können den Verstorbenen nicht erkennen. Der Name ist in den Ausstellungen nicht zu finden.
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Wie genau so eine Plastination im Einzelnen abläuft, erfährst du auf der Internetseite der „Körperwelten“. Dort findest du auch die Öffnungszeiten und Preise der Tickets der Ausstellung in Erfurt.