Erfurt.
Die Fronten sind verhärtet – so beschreibt die Stadt Erfurt die kontrovers geführte Diskussion um das „Nettelbeckufer“. Einige Initiativen wie „Decolonize“ in Erfurt hätten gerne, dass die Straße umbenannt wird. Sie ist nach Joachim Nettelbeck benannt, einem ehemaligen Seefahrer, der am Sklavenhandel beteiligt war.
Gegenwind kommt unter anderem von den Anwohnern der Straße, die ihr „Nettelbeckufer“ gerne so behalten würden. Da einen Kompromiss zu finden, scheint fast unmöglich. Die Stadt Erfurt gibt trotzdem nicht auf und glaubt, einen Lösungsweg gefunden zu haben.
Erfurt: Streit um Umbennung des Nettelbeckufers – Lösung gefunden?
„Die Situation ist sehr verfahren momentan“, sagt der zuständige Amtsleiter von der Stadtverwaltung Erfurt, Torben Stefani, in einem Facebook-Video. „Es prallen zwei Meinungen aufeinander und die beiden Gruppen sind doch eher verstritten.“
Dennoch möchte die Stadt zwischen beiden vermitteln. Die Lösung soll ein runder Tisch bringen. An dem sollen nach den Sommerferien sowohl Befürworter als auch Gegner der Umbenennung Platz nehmen dürfen.
Erfurt: Initiativen wollen diesen Namen für Nettelbeckufer
Auf der Seite der Befürworter sollen neben „Decolonize“ auch die Initiative „Schwarze Menschen Deutschlands“ und die Stiftung Ettersberg an der Diskussion teilnehmen. Denen gegenüber sollen dann drei Anwohner aus dem Nettelbeckufer selbst sitzen. Auch die Fraktionen im Stadtrat sollen nach Möglichkeit beteiligt werden. Danach wird sich hoffentlich entscheiden, ob die Straße weiter „Nettelbeckufer“ oder – wie die Initativen es wollen – „Gert-Schramm-Ufer“ heißen soll.
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Das war Gert Schramm:
- Gert Schramm wurde am 28. November 1928 in Erfurt geboren
- 1944 wurde er inhaftiert und zum KZ gebracht
- Gert Schramm war der jüngste dunkelhäutige Häftling im KZ Buchenwald
- Sein Vater starb 1941 in Ausschwitz
- Nach Ende des Krieges ging er zurück zu seiner Mutter
- 1985 gründete er in Eberswalde ein Taxi- und Speditionsunternehmen mit dem Namen „Taxi-Schramm“
- Er engagierte sich aktiv für die Aufklärung und gegen Rechtsextremismus
- 2014 erhielt er dafür das Bundesverdienstkreuz
- Er starb im Alter von 87 Jahren im April 2016
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„Wir möchten das möglichst öffentlich organisieren und gegebenenfalls im Internet übertragen“, sagt Stefani. „Aber der innere Zirkel soll möglichst klein gehalten werden, damit wir auch gut diskutieren können und vielleicht auch einen Kompromiss erarbeiten können.“
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Wer mitdiskutieren möchte, sollte auf jeden Fall einen Blick ins nächste Amtsblatt werfen. Dort möchte die Stadtverwaltung einen Aufruf mit mehr Informationen setzen. (bp)