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Erfurt: Qualvolles Tiersterben an der Brücke – „Wie ich's vorausgesagt hab“

Erfurt: Qualvolles Tiersterben an der Brücke – „Wie ich's vorausgesagt hab“

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Erfurt: An einer Brücke kommt es zu einem qualvollen Tiersterben. Foto: Privat

Erfurt. 

Droht Erfurt jetzt ein hausgemachtes Tiersterben? An der Brücke am Kiliani-Park hat ein Mann am Mittwoch jedenfalls ein totes Tier entdeckt…

Schockiert und nüchtern zugleich sagt er: „Wie ich’s vorausgesagt hab.“ Und was sagen die Stadtwerke dazu? Der Naturschutzbund (Nabu) Thüringen ist außer sich.

Erfurt: Qualvolles Tiersterben an der Brücke

Es ist ein trauriger Anblick: Ein toter Vogel liegt auf der Wiese unterhalb der Brücke in Erfurt. Eine direkte Fremdeinwirkung als mögliche Todesursache ist nicht erkennbar. Vielmehr deutet es darauf hin, dass das Tier qualvoll gestorben ist.

+++ Erfurt: Die Hollywood-Buchstaben sind da – und bekommen direkt ihr Fett weg +++

Denn an der Brücke, die über die Gera führt, sind seit kurzem mehrere Spiegel angebracht. Vermutlich irritierten diese den Vogel, woraufhin er dagegen krachte und starb. So sieht es jedenfalls der Mann, der den traurigen Fund gemacht hat.

Er schreibt in einer Facebook-Gruppe: „Wie ich’s vorausgesagt hab: Das erste Opfer der Spiegel. (…) Ja, es sieht schön aus mit den Spiegeln, aber ist es das wert?“ Und er fragt entsetzt: „Wer plant sowas?“

Bei den Spiegeln handelt es sich um ein Kunstprojekt. „Mit Hilfe von Kunst soll das prägende Element von Fernwärmerohren in ihr Umfeld integriert werden. Der Künstler Alexander Grüner will mit den Spiegelsteifen vorbeikommenden Radfahrern und Spaziergängern – abhängig von ihrer Geschwindigkeit – dynamisch die gegenüberliegende Flussseite reflektieren“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Sprecher Ivo Dierbach auf Thueringen24-Nachfrage. >> Mehrere Spiegel hängen plötzlich an der Brücke – das steckt dahinter

Zu dem tödlichen Vorfall heißt es: „Wir bedauern es sehr, wenn möglicherweise Vögel gegen Spiegel an einer Fernwärmebrücke fliegen und sich dabei tödlich verletzen.“ Bei den Spiegeln handele es sich um schmale Streifen, die an der Brücke befestigt seien. Es sei keine Vollverspiegelung, ergänzt Dierbach.

Die Stadtwerke seien im Kontakt mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und dem Künstler. Der Sprecher erklärt: „Die Artenschutzfachfrau im Thüringer Bund-Vorstand, die gleichzeitig Referentin in der Artenschutzabteilung im Umweltministerium ist, gab uns schon sehr konkrete Vorschläge, die der Künstler umsetzen kann.“

Nabu Erfurt schlägt Alarm

Aus Sicht der Tier- und Naturschützer des Nabu Thüringen ist eine Veränderung an der Brücke auch dringend notwendig. Der Nabu Erfurt habe sich die Brücke angeschaut „und schon bei der ersten Begehung einen tote Kohlmeise gefunden“, sagt Nabu-Sprecher Jürgen Ehrhardt zu Thueringen24.

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Das ist der Nabu:

  • Umweltverband in Deutschland
  • Im Jahr 1899 gegründet
  • Setzt sich für Arten- und Biotopschutz ein
  • Mehr als 820.000 Mitglieder und Fördernde
  • Rund 40.000 ehrenamtlich Aktive

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Nabu Erfurt: „Das wird nicht das einzige Todesopfer sein“

Und er findet alarmierende Worte: „Das wird aber nicht das einzige Todesopfer sein. Wer weiß, wie viele an die Spiegel über dem Fluss geflogen und dann ertrunken sind oder vom Wasser fortgetragen wurden.“ Der Nabu werde in den nächsten Tagen Kontakt mit der Unteren Naturschutzbehörde in Erfurt aufnehmen, um das Problem dort vorzutragen.

Weiter erklärt er: „Die Spiegel sind genauso gefährlich, wie Glas und bilden ein unsichtbares Hindernis, durch das Vögel glauben, hindurch fliegen zu können. (…) Es gibt auch genügend Hilfsmaßnahmen, um die Opferzahlen zu minimieren. Leider werden diese bei Planungen noch zu selten beachtet.“

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Eine wirksame Lösung seien zum Beispiel beliebige Muster oder Aufkleber, die die Glasscheiben und verspiegelten Flächen für Vögel sichtbar machten. Sie müssten außen an der Scheibe angebracht werden. Grundsätzlich sollten diese für einen vollständigen Schutz etwa 25 Prozent der Scheibe abdecken, bei Verwendung besonders geeigneter Muster reduziere sich die zu beklebende Fläche jedoch deutlich bis auf wenige Prozent. Gut bewährt hätten sich senkrechte Streifen oder Punktmuster. Ehrhardt ist sich jedoch sicher: „Für die Brücke muss (..) eigens eine individuelle Lösung gefunden werden.“

Der Nabu hat dem Umweltamt der Stadt Erfurt sowie den Stadtwerken Erfurt ein Schreiben zukommen lassen, in der der Verein die Abnahme der Spiegel fordert. Oder ist ein Kunstprojekt ein qualvolles Tiersterben wert? (nk)