Erfurt.
30 Jugendliche gehen aufeinander los, Fäuste fliegen. Die traurige Bilanz der Massenschlägerei im Juli 2020 vor der Thüringer Staatskanzelei in Erfurt: Sechs Verletzte, einer davon schwer.
Die Staatsanwaltschaft Erfurt dementierte bisher einen Zusammenhang zu einem rechtsmotivierten Hintergrund. Recherchen des MDR legen nun eine ganz andere Vermutung nahe.
Erfurt: Schlägerei vor Staatskanzlei – Staatsanwaltschaft erhebt Anklagen
Die Staatsanwaltschaft bestätigt zwar, dass die Beschuldigten teilweise wegen rechtsmotivierter Straftaten polizeibekannt sind. Einige sind wegen Gewaltstraftaten bereits vorbestraft. Ein politisches Motiv sei aber bisher nicht erkennbar.
„Gegen 14 Beschuldigte sind die Verfahren gerichtsanhängig gemacht worden“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt, Hannes Grünseisen, am Mittwoch. Gegen sie liege ein hinreichender Tatverdacht vor. Gegen einen weiteren Beschuldigten sei das Ermittlungsverfahren eingestellt worden.
Die Angeklagten seien zwischen 16 und 30 Jahre alt. Ihnen wird Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen.
Der letzte Tatbestand erklärt sich daher, dass auch drei Zivilpolizisten in jener Nacht angegriffen wurden.
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„Lust auf Stunk“ – unter den Angreifern stadtbekannte Neonazis
Laut MDR waren unter den Schlägern auch Erfurter Neonazi-Größen. Einer soll bereits am Hooligan-Überfall auf den alternativen Leipziger Stadtteil Connewitz im Jahr 2016 teilgenommen haben.
Den Polizisten soll er nach der Hirschgarten-Attacke gesagt haben, dass er „Lust auf Stunk“ gehabt habe.
Gegen einen anderen Gewalttäter sei erst kürzlich das Verfahren eingestellt worden. Er stand im Verdacht, dass linke Jugendzentrum (AJZ) in Erfurt vor fünf Jahren gestürmt zu haben. Die Verfahren wurden allerdings nach und nach eingestellt. Ebenfalls bestehe nach MDR-Informationen eine Verbindung zur ehemaligen Neonazi-Gruppe „Kollektiv 56“. (mb)