Sind es lediglich die bekannten Einzelfälle oder steht die Fußball-Regionalliga vor einem größeren Skandal? Klar ist: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Betrugsversuche. Zwei Regionallisten aus Thüringen – der FC Rot-Weiß Erfurt und der ZFC Meuselwitz – äußern sich jetzt zu den unmoralischen Angeboten.
Betrugsversuche in der Regionalliga Nordost?
Worum geht es? Es gibt den Verdacht, dass bei der Regionalliga-Partie zwischen dem SV Babelsberg und der SG Germania Halberstadt Ende 2018 versucht wurde, den Ausgang des Spiels zu manipulieren. Ohne Namen und Details zu nennen, erklärt Frank Winter von der Staatsanwaltschaft Neuruppin das mutmaßliche Vorgehen so: „Ein Sportdirektor einer Mannschaft hat Spieler der anderen Mannschaft angerufen und gebeten, die Füße hochzulegen.“ Im Gegenzug für den geschenkten Sieg habe er offenbar Geld in Aussicht gestellt.
Nach allem, was bisher bekannt ist, richtet sich der Verdacht insbesondere gegen Halberstadts Sportlichen Leiter, Andreas Petersen. Der hatte zwar die Kontaktaufnahme, aber nicht den versuchten Spielbetrug eingeräumt. Mittlerweile wurde ein weiterer Fall bekannt: Der Tabellenführer Chemnitzer FC soll von einem chinesischen Sportvermarkter angesprochen worden sein. Zu den Details halten sich die Ermittler bislang bedeckt.
Hat die Wett-Mafia in China die Regionalliga im Visier?
Denkbar – aber unbestätigt – ist, dass die Chinesen im deutschen Regionalliga-Fußball nach Partnern gesucht haben, um hier Spiele zu manipulieren. Auf das Ergebnis könnte dann gewettet und viel Geld abgeschöpft werden. Ob der asiatische Vermarkter auch hinter dem Handeln von Halberstadt-Sportdirektor Petersen steht, ist ungeklärt.
Thüringen: Rot-Weiß Erfurt, ZFC Meuselwitz und Wacker Nordhausen in Regionalliga
Zwei Fälle möglicher Betrugsversuche sind in der Regionalliga Nordost nun also schon bekannt geworden – war es das oder ist das nur die Spitze des Eisbergs? Was sagen die Thüringer Vereine dazu?
„Uns liegt keine Anfrage eines chinesischen Sportvermarkters vor“, sagt die Pressesprecherin des FC Rot-Weiß Erfurt, Lena Berglez, auf Thüringen24-Anfrage. Die Vorgänge in der Regionalliga seien natürlich Thema im Verein, man wolle jetzt aber erst einmal die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten.
Auch der ZFC Meuselwitz gibt an, keine Manipulationsangebote erhalten zu haben. „Falls dem so wäre, hätten wir reagiert wie der Chemnitzer FC“, sagt Präsident Hubert Wolf – also die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
ZFC Meuselwitz aus der Regionalliga fordert drastische Strafen
„Offensichtlich werden im Wettgeschäft so gewaltige Umsätze generiert, dass kriminelle Aktivitäten lukrativ erscheinen“, lautet die weitere Einschätzung des ZFC-Chefs. „Falls es sich als wahr herausstellt, dass Halberstadt auf solche Offerten reagiert hat und Spieler oder das Spiel beeinflussen wollte, erwarten wir – wie damals schon im Fall Hoyzer – drastische, abschreckende Strafen, bis hin zu mehrjährigen Strafen für verantwortliche Funktionäre.“
Der dritte Regionalligist aus Thüringen, Wacker Nordhausen, war am Dienstag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Staatsanwaltschaft in Magdeburg prüft
Wie es nun weitergeht? Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat die Akten an die Kollegen in Magdeburg weitergegeben, da Halberstadt in Sachsen-Anhalt der Tatort gewesen sein und ein Gericht in dem Bundesland den Fall verhandeln könnte. Die Staatsanwälte in Magdeburg prüfen nun, ob sie überhaupt zuständig sind. Nach deren Angaben werde mit einem ersten Ergebnis nicht vor Ende der Woche gerechnet.