Feuerwehr-Noteinsatz in Erfurt: Bäume kämpfen ums Überleben
Bäume in Erfurt wegen Trockenheit in Gefahr
Stadt setzt Notruf an Feuerwehr ab
Kameraden werden zu Gärtnern und retten Bäume
Knapp 40 Grad – das ist der Maximalwert, den das Erfurter Umweltamt in den vergangenen Tagen in der Krämpferstraße gemessen hat. Thüringen und die Landeshauptstadt stehen dank Hitze und Trockenheit im Dauerstress. Und nicht nur die Menschen schwitzen, insbesondere die Vegetation und die Bäume kämpfen um ihr Überleben. Insgesamt 60.000 von ihnen leiden in Erfurt derzeit unter der anhaltenden Extremsituation.
Facebook: Feuerwehr wird in Erfurt zum Baum-Retter
Garten- und Friedhofsamt Erfurt setzt Notruf ab
Blätter werden braun. Zweige vertrocknen. Bäume sterben ab. In der vergangenen Woche spitzte sich die Situation dermaßen zu, dass das zuständige Erfurter Garten- und Friedhofsamt einen Notruf abgesetzt hat. „Wir mussten etwas tun, damit wir unsere Bäume retten. Dass sie sterben, können wir nicht zulassen“, erklärt Amtssprecher Udo Flasche, der deshalb die Feuerwehren in Erfurt um Hilfe gebeten hat, um die Jungbäume in der Landeshauptstadt mit ausreichend Wasser versorgen zu können.
Noteinsatz wegen anhaltender Trockenheit
Dieser Schritt sei nicht nur notwendig gewesen, um 3500 Erfurter Jungbäume und damit 5,25 Millionen investierte Euro zu retten, vielmehr gehe es darum, das Stadtklima und die Lebensqualität in der Domstadt zu erhalten. „Bäume spenden Schatten, filtern Staub, absorbieren Lärm und mehr – wenn wir nicht einschreiten, bekommt das auf kurz oder lang die ganze Bevölkerung zu spüren“, erklärt Feuerwehr-Sprecher Dietmar Adlung. „In der derzeitigen Extremsituation greift das Katastrophenschutzgesetz. Als sich das Friedhofsamt meldete, wurden wir sofort aktiv.“
Feuerwehr als Gärtner auf Zeit
Die Feuerwehr Erfurt wird in den kommenden Wochen zum Gärtner auf Zeit. 18 Gebiete, 150 Liter pro Baum und sechs Tage die Woche: Sämtliche Freiwilligen Feuerwehren und die Berufsfeuerwehr der Stadt sind seit Montagabend im Rettungseinsatz.
Tausende Liter Wasser vergossen
Alleine am Ringelberg, wo 472 Bäume gegossen werden müssen, waren die Kameraden mit fünf Fahrzeugen und mehr als 70.000 Litern Wasser unterwegs. Seit Anfang der Woche konnten 525.000 Liter Wasser mit 14 Tank- und Löschzügen auf 2100 Bäume verteilt werden.
Alle Erfurter sind gefordert
50 Einsatzkräften sind täglich von 18.30 bis 21 Uhr ehrenamtlich im Dienst – „und das alles für zwei Müsliriegel und eine Flasche Wasser“, scherzt Adlung, der gemeinsam mit der Stadt Erfurt nicht zuletzt an alle Bürger appelliert: „Alle sind aufgefordert, die Wehren zu unterstützen und die Bäume vor ihrem Haus mit Leitungswasser zu gießen. Letztendlich rettet man damit nicht nur die Bäume, sondern sichert dadurch auch die eigene Lebensqualität.“