- Rock- und Metal-Größe Allen B. Konstanz startet neue Band
- Oul verbindet Dark Wave, Synthie Pop und Elektro-Sounds
- Wir stellen Oul in unserer Rubrik #onstage vor
Die pure Freude und ein bisschen Angst vor dem Alltag, oft das Gleiche tun zu müssen: Wenn ein Musiker wie Allen B. Konstanz drei gut laufende Bands und zudem eine Musikschule betreibt, könnte man meinen, dass sich der Terminplan schon an vielen Stellen überschneidet. Immerhin sind Ewigheim, The Vision Bleak und Empyrium keine kleinen Nummern im Zirkus der düsteren Horror-Rock- und Metal-Szene. Vor allem in fremden Ländern, von Südamerika bis China, gibt es seit Jahrzehnten eine treue Fangemeinde. Und dennoch hat sich der Schlagzeuger, Keyboarder, Gitarrist und Sänger mit der Bariton-Stimme an eine neue Band gewagt. „Oul ist im Grunde eine Ein-Mann-Band, die ich aus reiner Freude ins Leben gerufen habe“, erklärt Allen B. Konstanz.
Alltagsscheuer Allen B. Konstanz
Konstanz sei ein „sehr alltagsscheuer Mensch“, erzählt er über sich selbst. „Ich habe tatsächlich Angst, zweimal die gleiche Sache zu tun. Jeden Abend das gleiche Programm, das kann ich nicht!“ Deswegen wäre Musiker in einem Musical, das über Jahre hinweg läuft, mit immer dem gleichen Programm, so rein gar nichts für den Mann aus Bad Tabarz. Seit der Ort den Vorsatz „Bad“ trägt, ist er sogar noch reizvoller für den englischen Horror-Fan geworden, selbst wenn das im Deutschen eine fast gegenteilige Bedeutung hat.
Neue Grenzen dank Oul
Wie beim allerersten Mal fühlt es sich mit Oul an. „Ich hatte schon Jahre den Gedanken, einmal die Grenzen neu auszuloten.“ Weg von der Gitarrenmusik und dem Bombast á la The Vision Bleak, und einen Abstecher in den Dark Wave zu wagen. Das Metal-Genre einmal zu verlassen, sei das Ziel gewesen. „Ich schmeiße ja nicht für das eine das andere weg.“ So hat er eine Kreuzverbindung zwischen Dark Wave, Synthie Pop und Elektro-Sounds gesucht. „Es gibt musikalisch immer wieder Themen, die mir durch den Kopf gehen. Ich habe eine Affinität zu plastischen Klängen.“
Das Konzept ist gewachsen
Mit einer Singer-Songwriter-Herangehensweise sei das Album „Antipode“ entstanden. Acht Wochen lang jeden Tag drei Stunden hat der Musiker daran gearbeitet. Das Konzept von Oul ist in eineinhalb Jahren gewachsen. Manche Ideen lagen aber schon zehn Jahre oder länger auf Halde. „Zwar ist die Musik breit angelegt“, sagt Konstanz, „aber ich schiele nicht auf den Echo. Ich teile mich musikalisch mit, bin da ganz egozentrisch. Wenn es anderen auch gefällt, umso schöner.“ Bei Golden Church-Records hat Allen B. Konstanz ein Label, das extra dafür seinen Dienst aufgenommen hat.
Selbstgemacht – wie vor 25 Jahren
Alles passiert derweil im Nachbarzimmer wie vor 25 Jahren. CDs und Merchandise werden handverpackt, vom Sänger selbst. „Ich habe darauf geachtet, das alles selbstgemacht ist“, von der ersten Idee zu einem Song über die Aufnahme bis hin zum Versand der Bestellung.
Oul auf Yotube:
Oul-Bestellungen aus aller Welt
Die trudeln, dank digitaler Welt und dem Bekanntheitsgrad des Musikers in der Szene, aus der ganzen Welt ein. So gehen die Sendungen im eigenen Oul-Packpapier nach New York, Kanada oder Australien. „Ich bin ja trotz der klassischen Tonträger ein großer Freund der digitalen Medien“ gesteht er, „eine schier unerschöpfliche Quelle, in der fast jeder eine ähnliche Ausgangsposition und damit auch eine Chance hat.“
Streaming-Dienste und Co. als Chance für kleine Bands
Es sei zwar richtig, dass die großen Labels ihre Künstler ganz anders promoten können, mit Werbeanzeigen und Airplay im Radio, was ihnen einen Vorteil verschaffe. Aber kleinere Bands hätten dank Spotify, Bandcamp, Youtube und Co. eben auch eine Chance – weniger um damit reich zu werden, aber immerhin einen großen Kreis an Fans zu gewinnen. „Früher waren die ersten vier Wochen nach Veröffentlichung die Hölle, da entschied sich, wie ein Album läuft. Dank der Streaming-Dienste sei dieser Druck genommen, denn erstens lasse sich schneller eine Tendenz ablesen und zweitens ist die Musik dort unabhängig vom Erwerb eines Tonträgers immer zu haben.“ Unabhängig davon können die Fans selbst entscheiden, in welcher Form sie das Album hören wollen. Selbst als Kassetten-Bundle gibt es die elf Titel.
Selten live: Oul gibt Release-Party in Erfurt
Live dagegen macht sich die One-Man-Show mit Allen B. Konstanz am Keyboard und am Gesang allerdings rar, schon allein wegen der vielen anderen Termine mit seinen Bands. Eine Releaseparty dürfte für die Thüringer aber im Klub From Hell – am 29. Juni in Erfurt-Bindersleben – zum schwarzen Freitag gut zu erreichen sein.
Wir stellen in unregelmäßigen Abständen vielversprechende Bands aus Thüringen vor. Alle Teile unserer Serie findet ihr unter dem Hashtag #onstage.