Paket-Dienst GLS richtete Shop in Erfurter Neonazi-Treff ein
Ein Shop des Paketdienstleisters GLS war in einem Erfurter Neonazi-Treffpunkt eingerichtet
Der Thüringer Verfassungsschutz beobachtet das Objekt
Nach Hinweisen kündigte GLS der Volksgemeinschaft Erfurt e.V.
Der Paketdienstleister GLS hat seit Mitte Oktober einen Paket-Shop in Erfurt-Herrenberg betrieben. Nicht nur Einheimischen ist die dort ansässige Volksgemeinschaft Erfurt e.V. als Treffpunkt für Neonazis bekannt. Auch der Thüringer Verfassungsschutz erwähnte die rechtsextreme Vereinigung erst kürzlich wieder in seinem Jahresbericht für 2016. Wie das Unternehmen am Donnerstagvormittag mitteilte, wurde der Volksgemeinschaft Erfurt inzwischen gekündigt.
Freude bei der Volksgemeinschaft Erfurt über GLS-Shop
Auf Facebook präsentierte die rechtsextreme Vereinigung am 19. Oktober stolz die Ausstattung für den Paketshop. „Sollte Ihr GLS-Bote Sie nicht Zuhause antreffen, können Sie ganz bequem Ihr Paket in unserem Objekt der Volksgemeinschaft Erfurt abholen“, heißt es auf der Seite der Neonazis. Ob dieses Angebot bisher von vielen Erfurtern genutzt wurde, ist nicht bekannt.
Verfassungsschutz beobachtet Treffpunkt am Herrenberg
Im Verfassungsschutzbericht für das vergangene Jahr heißt es über den Treffpunkt der Neonazis: „In dem Gebäude fanden 2016 mehrere Treffen der rechtsextremistischen Szene statt, darunter Liederabende mit durchschnittlich 30 bis 40 Teilnehmern, aber auch Parteiveranstaltungen.“ Warum GLS der Name ihres neuen Erfurter Paketshops nicht auffiel, ist unklar. Laut dem Verfassungsschutz wurde „der in der Vereinsbezeichnung verwandte Begriff ‚Volksgemeinschaft‘ im Nationalsozialismus als Ausgang und Ziel der Weltanschauung und Staatsordnung angesehen“.
Günstige Lage: Neonazi-Treffpunkt der einzige Shop weit und breit
Dass es sich um einen offiziellen GLS-Shop im Neonazi-Treffpunkt handelt, zeigt auch die Webseite des Unternehmens. Dort ist die Paket-Annahmestelle neben Tankstellen, Copy-Shops und anderen kleinen Läden gelistet, die auch Pakete annehmen. Im Erfurter Süden ist der Shop im Neonazi-Treff der einzige Stützpunkt von GLS weit und breit.
GLS prüft Hinweis der Erfurter Jusos
Nach einem Hinweis der Erfurter Jusos schrieb das Social Media-Team von GLS aber: „Hallo Jusos, vielen dank für euren Hinweis, welchen wir sehr ernst nehmen. Als europäisches Unternehmen steht die GLS Gruppe und wir als GLS Germany für Vielfalt, Offenheit und Toleranz, welche sich auch in unseren Mitarbeitern und Partnern widerspiegelt. Fremdenfeindlichkeit hat daher keinen Platz. Den Hinweis zum genannten PaketShop werden wir umgehend prüfen und weitere Schritte veranlassen.“
Unternehmen kündigt rechtsextremen Paket-Shop-Betreibern
Update (26.10., 11.20 Uhr): GLS hat gegenüber Thüringen24 mitgeteilt, dass sie erst am Mittwochnachmittag erfahren haben, dass sich bei dem Lokal um einen Treffpunkt der rechtsextremistischen Szene handeln soll. „Wir waren negativ überrascht und sind daher dem Hinweis sofort nachgegangen“, heißt es von dem Unternehmen. „GLS Germany hat der Volksgemeinschaft Erfurt e.V. bereits gekündigt.“