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Ist der Erfurter Anger ein „gefährlicher Ort“? Polizei-Pläne stoßen auf Kritik

Ist der Erfurter Anger ein „gefährlicher Ort“? Polizei-Pläne stoßen auf Kritik

Anger in Erfurt
Foto: Michael Frömmert
  • Polizei sieht Anger in Erfurt als Schwerpunkt für Straftaten
  • Einstufung als „gefährlicher Ort“ und Kontrollen ohne konkreten Verdacht vorgeschlagen
  • Linke und Piraten halten Pläne für ungeeignet

Die Überlegungen der Polizei, den Anger in Erfurt als „gefährlichen Ort“ einzustufen, stoßen auf Kritik. Das Problem der Alltagskriminalität werde dadurch nicht gelöst, sondern lediglich verlagert, lautet das Argument der Linken. Personen, von denen tatsächlich eine Gefahr ausgehe, gerieten so aus dem Blickfeld der Polizei, sagt die Bundestagsabgeordnete Martina Renner.

Gefährlicher Ort Anger: Polizei will Kriminelle abschrecken

Laut einem Bericht der Thüringer Allgemeinen gibt es in der Polizeidirektion Überlegungen, im Bereich des Erfurter Angers anlasslose Kontrollen zu ermöglichen – Voraussetzung dafür ist die Kennzeichnung als „gefährlicher Ort“. Kriminelle sollen so abgeschreckt werden, da sich der zentrale Platz nach Einschätzung der Beamten zunehmend zu einem Schwerpunkt für Straftaten entwickle.

Linke schlägt „kleine Wanderung“ durch Erfurt vor

Die Linke erachtet das Mittel als ungeeignet. Stattdessen müsse die Polizei personell und organisatorisch gestärkt werden, um regelmäßig vor Ort auf Streife sein zu können, fordert Renner und schlägt vor: „Es würde vollkommen ausreichen, wenn Polizeibeamte abends und nachts regelmäßig eine kleine Wanderung durch die Innenstadt machen würden.“ Tagsüber müsse ohnehin kein Bürger Angst haben, über den Anger zu laufen.

Piraten befürchten Kontrolle unbescholtener Bürger

Von der Piratenpartei kommen ähnliche Töne. Angesichts des Personalmangels bei den Sicherheitskräften sei es ein „Unding“, eine „Gefahrenzone im Herzen der Landeshauptstadt zu fordern“, kritisiert Peter Städter. Der Abgeordnete im Erfurter Stadtrat befürchtet zudem, dass so ohne Anlass in die Persönlichkeitsrechte vieler unbescholtener Bürger eingegriffen werde. Sein Vorschlag lautet wie der der Linken: Die Polizei soll ihre Präsenz in den entsprechenden Bereichen zu den Tageszeiten mit den meisten Straftaten verstärken.