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Student in Erfurt brutal angegriffen – Prozess hat begonnen

Student in Erfurt brutal angegriffen – Prozess hat begonnen

Justiz Justizbeamter
Foto: Martin Schutt/dpa

Zwei Brüder aus einer tschetschenischen Familie sollen in Erfurt den Freund ihrer Schwester entführt und misshandelt haben. Seit Donnerstag wird der Fall vor Gericht verhandelt.

Weil er sich in eine junge Frau aus einer islamisch geprägten tschetschenischen Familie verliebte und ihr einen Heiratsantrag machte, ist ein in Erfurt lebender junger Afghane brutal angegriffen worden. Am Donnerstag begann am Landgericht Erfurt ein Prozess um die Entführung und brutale Misshandlung des Studenten. Die unter anderem wegen Menschenraub und gefährlicher Körperverletzung auf der Anklagebank sitzenden 26 und 27 Jahre alten Brüder der Frau äußerten sich zum Auftakt nicht zu den Tatvorwürfen. Sie sollen den 30-Jährigen kurz vor Weihnachten verschleppt und krankenhausreif geschlagen haben.

Heiratsantrag ohne Erlaubnis

Laut Anklage seien die beiden Beschuldigten wegen ihres islamisch geprägten Ehrverständnisses nicht damit einverstanden gewesen, dass der BWL-Student vor seinem Heiratsantrag nicht die Familie der jungen Frau um Erlaubnis gefragt hatte. Die Frau besitzt wie ihre angeklagten Brüder die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Brüder sollen ihr Opfer unter einem Vorwand in ihr Auto gelockt, mit ihm auf Umwegen auf ein Feld im Erfurter Ortsteil Kerspleben gefahren und dort mit einem Baseballschläger verprügelt haben. Sie werden auch beschuldigt, ihm sein Geld und sein Handy geraubt zu haben.

Opfer lag im Koma

Wie übel der Mann zugerichtet wurde, schilderte eine als Zeugin geladene 63-jährige Erfurterin, in deren Familie der als Flüchtling nach Thüringen gekommene Student lebt. Er habe mit schweren Gesichtsverletzungen im Krankenhaus im Koma gelegen, sagte sie dem Gericht. Noch heute leide er unter dem Geschehen. Die Frau sprach von Angstzuständen und Schlafstörungen, die den Afghanen peinigten. Die Zeugin berichtete auch, von dessen Kontakten zu der jungen Frau gewusst zu haben. Die beiden hätten sich stets nur auf öffentlichen Plätzen getroffen, nie habe der junge Mann die Frau auch nur angefasst.

Das Opfer selbst wurde zum Prozessauftakt noch nicht als Zeuge gehört. Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt. Er dauert voraussichtlich bis Mitte März.