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App aus Erfurt begeistert über eine Millionen Nutzer auf der ganzen Welt

App aus Erfurt begeistert über eine Millionen Nutzer auf der ganzen Welt

Eaters Collective, Unsplash.jpg
Das eigene Essen zu fotografieren reicht noch nicht, um davon auch die Kalorien zu zählen. Ein Foto vom Barcode der Pizza reicht aber aus. Foto: Eaters Collective, Unsplash
  • App aus Erfurt dominiert den Kalorienzähler-Markt
  • Über eine Millionen Nutzer hat Yazio inzwischen und wird weltweit genutzt

Bratwürste und Klöße stehen kulinarisch für Thüringen. Kein Wunder also, dass eine App, mit der Nutzer ihre Kalorien zählen können, im Land des deftigen Essens erfunden wurde. Yazio heißt die Applikation für Smartphones und deren Erfinder haben ihre Zentrale in Erfurt.

Schon während ihrer Studienzeit in Ilmenau fingen Florian Weißenstein und Sebastian Weber damit an, eine Webseite zu programmieren, mit der die Nutzer ihre Kalorien zählen konnten. Das war 2009, als Yazio das Licht der Internetwelt erblickte. Inzwischen ist Yazio gewachsen und von einer einfachen Kalorientabelle auf einer Homepage zu einer umfangreichen App herangewachsen. Von März bis Dezember 2016 war Yazio in ihrem Segment sogar die meist gedownloadete App in Deutschland.

Iphone-Besitzer geben eher Geld für Premium-Version von Yazio aus

Die beinahe komplett werbefreie Basisversion, mit der die Kalorien gezählt werden, ist kostenlos. Für Zusatzoptionen, wie etwa Rezepte und Ernährungstipps, müssen Nutzer pro Monat drei Euro bezahlen. Über eine Millionen Nutzer hat die App weltweit und ist in über 20 Sprachen verfügbar. Außer in Deutschland ist Yazio in Frankreich, Italien und der Türkei beliebt. Die Konkurrenz sitzt laut Weißenstein in San Francisco und Stockholm. „Ernährung und Übergewicht sind Themen, die weltweit Menschen beschäftigen“, stellt er fest. Neben etwas Werbung im Internet wird Yazio vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda bekannter.

Zu ihren Kunden zählen zu 70 Prozent Frauen, haben die Entwickler aus Erfurt festgestellt, die zwar nie Ernährungswissenschaften studiert haben, aber mit der Zeit selbst zu echten Ernährungsexperten wurden und sich viel Wissen angelesen haben. Zusätzliche Unterstützung bekommen sie von Experten, die auch die Ernährungspläne für die Nutzer zusammenstellen. Gekauft werden die Zusatzoptionen eher von Iphone-Besitzern, als von Android-Nutzern.

Mitarbeiter dürfen von zu Hause arbeiten

Für Weißenstein und seinen damaligen Studienkollegen Sebastian Weber ging es in der Anfangsphase vor allem darum, die Homepage selbst zu nutzen, statt anderen Menschen zu helfen. „Im Nachhinein ist es aber sehr motivierend, wenn Leute schreiben, dass sie 73 Kilo abgenommen haben und vorher keinen Schritt auf der Treppe ohne Atemnot machen konnten“, sagt Weißenstein.

Im Rahmen der Professionalisierung zogen die beiden Entwickler 2014 von Ilmenau nach Erfurt um, der Heimatstadt von Weber. Der Standort in Thüringens Landeshauptstadt bringt aber auch Probleme mit sich. So sei es etwa schwierig, gute und geeignete Mitarbeiter zu finden. Das Problem versuchen die Erfurter damit zu lösen, dass ihre Mitarbeiter auch von zu Hause aus arbeiten können, weshalb inzwischen drei ihrer Angestellten von Berlin aus arbeiten. Die Vorteile an Thüringen seien aber die niedrigen Lebens- und Personalkosten. „Wir sind eine Remote-Company“, erklärt Weißenstein und meint damit, dass neun von zwölf Mitarbeitern die meiste Zeit nicht in der Zentrale in Erfurt, sondern am Rechner zu Hause sitzen.

Tipps für Start-up-Gründer

Zu anderen Entwicklern in der Thüringer Landeshauptstadt haben die beiden jungen Männer ein sehr freundschaftliches und kollegiales Verhältnis, sagt Weißenstein. Die Szene sei klein und über Stammtische kenne man sich und tausche sich aus.

Für alle, die auch mal eine App fürs Smartphone entwickeln wollen, rät Weißenstein, nicht zu perfektionistisch zu sein, die Sache einfach anzugehen und keine Angst zu haben vor möglichen Fehlschlägen oder der Konkurrenz. Nach ein bis zwei Monaten sollte das Produkt auf den Markt gebracht, Feedback eingeholt und dann verbessert werden. „Eine gewisse Naivität schadet auch nicht“, ergänzt Weißenstein. So ähnlich lief es auch bei Yazio. Erst Mitte Dezember gab es das größte Update der Firmengeschichte mit zahlreichen Verbesserungen, vor allem hinter der Benutzeroberfläche.

Jetzt, im Januar, wächst die App wieder besonders stark. Es ist die Zeit der guten Vorsätze, in der viele Menschen einen Vertrag mit einem Fitnessstudio abschließen, sich bei den Weight Watchers anmelden oder eben eine App aus Erfurt downloaden und damit versuchen, ihre Ernährung zu kontrollieren und entweder abnehmen oder an Muskelmasse zulegen wollen.