Es ist ein Thema, das die Gemüter spaltet: Die geplante Moschee in Erfurt. Am Mittwoch wurde bei einer Info-Veranstaltung in der Stadtteilbibliothek am Berliner Platz wieder über und mit der Ahmadiyya-Gemeinde diskutiert.
Imam aus Berliner Moschee zu Gast in Erfurt
Geschätzte 100 Menschen waren der Einladung der Fraktion der Linken im Erfurter Stadtrat gefolgt, die den Bau eines muslimischen Gotteshauses in der Thüringer Landeshauptstadt befürwortet. Neben den Linken-Bundestagsabgeordneten Stefan Liebich und Martina Renner saß auch Said Ahmad Arif auf dem Podium.
Arif ist Imam in der Khadija Moschee in Berlin-Pankow, die ebenfalls von der Gemeinde der Ahmadiyya Muslim Jamaat gebaut wurde. Ähnlich wie aktuell in Erfurt, gab es auch in Pankow große Bedenken und Proteste der Anwohner gegen die Errichtung des Gotteshauses.
Befürchtungen in Berlin nicht wahr geworden
Seit die Moschee in Berlin 2008 ihre Türen geöffnet hat, haben sich die negativen Stimmen aber gelegt, wie Imam Arif in Erfurt bestätigt: „Sobald die Moschee eröffnet wurde, ist Ruhe eingekehrt. Durch die ständige Offenheit und Dialogarbeit dort, haben die Leute gemerkt, dass all die Befürchtungen, die man hatte, nicht wahr geworden sind.“
Während Befürchtungen gegenüber der Ahmadiyya-Moschee in Berlin also der Vergangenheit angehören, sind sie in Erfurt noch umso präsenter. Auch bei der Infoveranstaltung am Mittwoch meldeten sich einige Besucher mit kritischen Fragen.
Wie transparent ist die Ahmadiyya-Gemeinde?
Vielen Erfurtern ist die Ahmadiyya-Gemeinde nicht transparent genug, gab ein Gast zu bedenken. „Unsere Moscheen sind offen für alle. Jeder kann sie besuchen – unabhängig von Religion oder sexueller Orientierung“, entgegnete Said Ahmad Arif. Gepredigt werde auf Deutsch, erklärte der Berliner Imam weiter und machte auf die Kontaktmöglichkeiten der Ahmadiyya-Gemeinde im Internet aufmerksam.
Er verwies auch darauf, dass seine Gemeinde den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts hat und deshalb eingehend von Behörden geprüft worden sei, zum Beispiel bezüglich der Gemeindemitglieder und der Finanzen.
Keine öffentlichen Gelder für Moschee-Bau
Das Stichwort Finanzen gehört zu den Kritikpunkten, die immer wieder im Rahmen der Moschee-Debatte auftauchen, so auch bei der Infoveranstaltung am Mittwoch. Der Vorwurf, dass für den Bau der Ahmadiyya-Moscheen deutsche Steuergelder verschwendet werden, konnte vor Ort von Matthias Bärwolff, Fraktionsvorsitzender der Linken im Erfurter Stadtrat und Vorsitzender des Bauausschusses, schnell entkräftet werden. „Die Ahmadiyya-Gemeinde wird den Bau der Moschee aus eigenen Mitteln finanzieren. Da fließt überhaupt kein öffentliches Geld rein“, betonte er.
So finanziert sich die Ahmadiyya-Gemeinde
Wie die Ahmadiyya-Gemeinde die Kosten für den Bau von Moscheen decken kann, erklärte Said Ahmad Arif genauer. Alle Mitglieder der Gemeinde geben ein Sechzehntel ihres Monatsgehalt als Mitgliedsbeitrag ab. Zusätzlich würden weitere Spenden in den eigenen Reihen gesammelt. Ist eine Gemeinde zu klein, um die Kosten für den Bau der jeweiligen Moschee aufbringen zu können, helfen andere Ahmadiyya-Gemeinden deutschlandweit aus. Das sei auch in Erfurt der Fall, wo die Ahmadiyyas etwa 70 Mitglieder haben.
Abend verlief friedlich
Insgesamt verlief der Infoabend friedlich, es wurde sachlich diskutiert. Im Vorfeld hatte „Erfurt sagt Nein“ auf Facebook zum Protest aufgerufen. Vor der Stadtteilbibliothek hatte sich aber nur eine Hand voll Demonstranten mit einem Schild und einer Fahne versammelt.
Um die Veranstaltung abzusichern, war die Polizei vor dem Gebäude präsent. Zusätzlich gab es Einlasskontrollen durch einen privaten Sicherheitsdienst.