Es gibt weniger Katholiken und Priester als früher. Das Bistum Erfurt reagiert darauf mit Reformen. Nun steht ein weiterer Schritt an.
Das Bistum Erfurt steht vor dem nächsten Reformschritt. Zum 1. Januar wird die Zahl der Pfarreien von jetzt 63 auf 46 sinken. „Organisatorisch läuft die Umsetzung der Strukturreform gut und rund“, sagte der katholische Bischof Ulrich Neymeyr der Deutschen Presse-Agentur. Jeder Pfarrer und jede Gemeindereferentin seien bereits eingearbeitet an ihrem Platz. Zum Jahreswechsel werden zwölf neue Pfarreien gegründet. 16 Pfarrer hatten bereits im Sommer ihre Einsatzorte gewechselt, damit die zweite Stufe der 2012 eingeläuteten Strukturreform reibungslos über die Bühne gehen kann.
Neuerungen in den Pfarreien
Die rechtlichen Regelungen seien durch die entsprechenden Dekrete getroffen und könnten nun in Kraft treten, erklärte der Bischof. „Die strukturellen Dinge sind also gesetzt, jetzt wird die Herausforderung sein, sie inhaltlich mit Leben zu füllen.“ Viele Katholiken werden die Änderungen spätestens in zweieinhalb Wochen zu spüren bekommen: Mit der Reform gibt es auch Neuerungen bei den Gremien in den Pfarreien.
„Mitte Januar stehen die Wahlen für die Kirchenvorstände und die neuen Kirchorträte an“, kündigte Neymeyr an. Anders als bisher gibt es künftig Kirchorte. Das sind nach der Definition des Bistums Orte mit einer Kirche, in denen nicht zwangsläufig ein Pfarrer wohnen muss. In einer Pfarrei sind mehrere Kirchorte zusammengeschlossen.
Nicht mehr überall ein Pfarrer vor Ort
Das Prozedere funktioniert so: Die einzelnen Kirchorte wählen den Kirchortrat. Von dort werden Delegierte in den Pfarreirat entsandt, der für die gesamte Pfarrei mit den Kirchorten zuständig ist. „Getaufte und Gefirmte sind jetzt noch stärker als früher gefragt, sich ihres Kirchorts und der Gesamtpfarrei anzunehmen“, erläuterte der Bischof. Hintergrund sei, dass sich künftig nicht mehr überall ein Pfarrer vor Ort um die Belange einer Gemeinde kümmern könne.
Die Kirchorträte und Kirchenvorstände werden am 14. und 15. Januar gewählt. Der Kirchenvorstand ist laut Bistum unter dem Vorsitz des jeweiligen Pfarrers für die Verwaltung des Vermögens der Pfarrei und die rechtliche Vertretung zuständig. Kirchorträte und Pfarreirat kümmern sich um das Gemeindeleben und die Seelsorge.
Genug Kandidaten für Kirchorträte und Kirchenvorstände?
„Ich habe noch keinen Überblick, ob es in allen Gemeinden genügend Kandidaten gibt“, sagte Neymeyr. Pfarrer, mit denen er gesprochen habe, seien aber recht zufrieden gewesen. So gibt es nach Angaben des Bistums in der künftigen Erfurter Innenstadtpfarrei St. Laurentius doppelt so viele Kandidaten für den Kirchenvorstand wie Plätze.
„In Gemeinden, die durch die Reform zu einer Pfarrei zusammengelegt werden, gab es Bedauern, weil es keinen eigenen Pfarrer vor Ort, sondern nur noch einen für die Pfarrei gibt. Das ist nur zu verständlich“, so Neymeyr. Nun sei es Aufgabe der Pfarrer und Gemeindereferenten, die Menschen zu motivieren. „Sie müssen erleben, dass die Reform nicht bedeutet, dass die eigene, ortsgebundene Identität in einer großen Pfarrei verschwindet.“ Die Lebendigkeit eines Kirchortes hänge nicht allein vom Pfarrer ab.
Immer weniger Priester und Katholiken
Mit der Reform werde auf die rückläufige Zahl von Priestern und Katholiken reagiert, begründete der Bischof. „Eine Pfarrei braucht immer einen Pfarrer. Man steht vor der Wahl: Entweder bekommen mehrere Pfarreien einen Priester oder man legt sie zusammen.“ Nach Neymeyers Worten kommen auch auf die Gemeindereferenten Änderungen zu. Sie würden künftig stärker als bisher mit den in den Orten lebenden Katholiken zusammenarbeiten, etwa beim Kommunionunterricht.
Nächster Schritt der Strukturreform ist 2020. Dann geht es auf 33 Gemeinden herunter. Das Bistum Erfurt zählt rund 150.000 Katholiken.