In Thüringen zeigt erstmals eine Karte das Ausmaß der Zwangsaussiedlungen in der DDR. Visualisiert werden zeitliche und räumliche Schwerpunkte der Aktionen, wie der Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Christian Dietrich, am Donnerstag in Erfurt sagte. Die Karte weist 238 betroffene Orte aus. Sie listet außerdem auf, in welchen Jahren Menschen zwangsweise ausgesiedelt wurden und in welcher Form heute daran erinnert wird. Mehr als 5000 Menschen seien in den 1950er und 1960er Jahren ihrer Heimat beraubt worden, erklärte Dietrich. Allein zwischen dem 5. und 8. Juni 1952 seien in einer Nacht-und Nebel-Aktion 3754 Menschen aus dem Grenzgebiet ins Landesinnere gebracht worden.
Nach Angaben Dietrichs gibt es nur wenige Gemeinden, die an die Zwangsaussiedlungen erinnern, die zynische Tarnnamen wie „Aktion Ungeziefer“, „Aktion Kornblume“ oder „Aktion Blümchen“ trugen. In Geismar (Kreis Eichsfeld) ist den Angaben zufolge eine Straße nach einem Zwangsausgesiedelten benannt worden. In Korberoth (Kreis Sonneberg) gebe es einen Gottesdienst in Erinnerung an die Aktion.