Nicht nur auf dem Footballfeld stehen harte Kerle. Patrick Lahn von den Indigo Swans feuert das Erfurter Football-Team an – als Cheerleader. Er trotzt jedem Spott: Cheerleading ist nicht nur etwas für Mädels. Es ist ein Hochleistungssport.
Dass Patrick Lahn belächelt wird, wenn er über seine Leidenschaft die Indigo Swans erzählt, daran hat er sich längst gewöhnt. Cheerleading, das ist was für Mädchen. Für welche, die mit Puscheln winken. Dabei ist der Hochleistungssport, der mit Akrobatikelementen gespickt ist, einst als Männersport entstanden. Ende des 19. Jahrhunderts bereits, aus den Spielern, die im Match nicht eingesetzt wurden, aus Freunden und Fans auf den Rängen. Sie haben von der Seite aus die Akteure auf dem Feld angetrieben. Frauen wurden sogar erst später zugelassen.
Cheerleading, keinesfalls nur etwas für Mädchen, da geht es hart zur Sache
„Ich muss meistens erst mein Handy oder das Tablet zücken, um zu zeigen, was da alles dahinter steckt“, sagt Patrick mit einem Lächeln, der schon immer auf diese Art von Sprüchen wartet. Unter dreimal in der Woche Training dreht sich bei den Swans nichts. Hebefiguren, Sprünge, Pyramiden, sicheres Fangen. Das alles muss sitzen.
Durch einen Kollegen sei er dazu und später eben nicht mehr weggekommen vom Cheerleading. „Wir sind wie eine Familie“, schwärmt der 31-Jährige. Und so müssen es die derzeit 18 Swans auch halten. Nicht nur, dass sie bei jeder Art von Veranstaltungen sehr gefragt und deshalb ständig gemeinsam unterwegs sind. Wichtiger ist noch, dass sie sich aufeinander verlassen können müssen. Bei jedem einzelnen Sprung, bei jeder Hebefigur. Immer.
Drei unterschiedliche Funktionen werden unterschieden: Base, Back und Flyer. „Priorität haben immer die Flyer“, sagt Trainer und Mitbegründer Adrian Silabetschki, der als Stundent in Ilmenau mit dem Sport begonnen hat. Während die „Base“ das Fundament der Pyramiden bildet, steht „Back“ für die Absicherung im Hintergrund. „Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Flyer niemals den Boden berühren darf“, falls das im Training doch mal passiert, gibt es eine Runde Liegestütze. Und zwar für das gesamte Team.
Wichtig für das Gelingen sind indes alle. Was aus der Entfernung federleicht aussieht, erweist sich aus der Nähe als echte Knochenarbeit. „Empfindlich darf hier keiner sein“, erklärt Adrian und Co-Trainerin Pia Willms ergänzt lachend: „Unsere blauen Flecken tragen Namen. Dieser hier heißt Patrick.“ Ohne Blessuren geht es kaum ab, aber das wissen die Sportler und sind darauf eingestellt.
Nie würde jemand einen Flyer loslassen
Mit welcher Wucht ein Körper, selbst wenn er nur 50 Kilo wiegt, nach zwei Metern freiem Fall auf die Arme der anderen klatscht, weiß man erst, wenn man es aus der Nähe gesehen hat. Aus der Entfernung sieht das immer geschmeidig aus, federleicht sogar. Und so soll es auch sein. Trainer Adrian: „Es passiert immer mal wieder, dass man sich beim Fangen die Finger verstaucht oder umknickt.“ Aber loslassen würde nie jemand einen der Flyer.
Neben dem American Football bei den Erfurt Indigos, wo die Swans mit ihren Vorführungen begannen, haben sie weitere Anfragen. Inzwischen sind sie beim Volleyball-Publikum in Erfurt bekannt. In der vergangen Saison haben sie manche Zehn-Minuten-Pause dort unterhaltsam überbrückt. Gut möglich, dass die Cheerleader auch in der anstehenden Erstligasaison ihre Darbietungen beim SWE Volley Team zeigen. Aber dafür braucht es Personal. „Der Sport ist im Übrigen etwas für nahezu jedes Alter, auch später kann man noch einsteigen“, weiß Patrick und wirbt dabei um Nachwuchs, der nicht nur bei den Jüngsten ständig gefragt ist.
Nachwuchs
Der Nachwuchs heißt Starlings bzw. Juniors. Bei den „Kleinen“ haben sich 20 hochmotivierte Mädels formiert, die ein- bis zweimal pro Woche trainieren. Chef-Trainerin ist Natalie Götz, Co-Trainer ist Patrick Lahn.
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