Ob Entenfamilie, entlaufene Kuh oder Känguru: Thüringens Feuerwehren sind auch für Tiere oft Retter in der Not. Hunderte Einsätze gibt es jeden Monat. Probleme haben private Tierretter.
Tiere geraten in Thüringen immer wieder in Not: Vor allem in den Städten müssen die Helfer oft täglich eingreifen, um verletzten, entlaufenen oder in missliche Lagen geratenen Tieren zu helfen, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Nach Angaben des Innenministeriums sind in diesem Zusammenhang die Feuerwehren 2015 zu 2800 Einsätzen ausgerückt. Dagegen wurden die meisten privaten Tierrettungsdienste in den vergangenen Jahren aus Geldmangel eingestellt.
In der Landeshauptstadt Erfurt liegt die Zahl der Einsätze auf gleichbleibend hohem Niveau. Die Fallzahlen geretteter Tiere bewegten sich in den vergangenen Jahren zwischen 260 und 280, wie Stadtsprecherin Heike Dobenecker sagte. Im laufenden Jahr waren es während der ersten sechs Monate schon 335. Dazu trug maßgeblich ein ein Verkehrsunfall auf der A4 bei, wo ein Transporter mit knapp 180 Schweinen in den Graben fuhr und und umstürzte. Viele der Tiere überlebten den Unfall nicht. Außerdem wurde eine Entenfamilie aus der Innenstadt an den Nordstrand des Erfurter Strandbandes umgesiedelt.
Im März hielt eine entlaufene Kuh Helfer im Erfurter Stadtteil Schmira in Atem; sie wurde erst nach Stunden durch den Einsatz eines Betäubungspfeils eingefangen. Ebenfalls in der Landeshauptstadt brach ein Känguru gleich zweifach aus seinem Gehege aus. Beim ersten Mal musste es mit einem Pfeil betäubt werden, beim zweiten Mal konnte es einfach ins Gehege zurückgelockt werden.
In Weimar waren im vergangenen Jahr 45 Kaninchen aus einer unsachgemäßen Haltung zu befreien, in einem anderen Fall 25 Kleinhunde. In der Stadt bietet das städtische Tierheim eine 24-Stunden-Rufbereitschaft an. In den meisten anderen Kommunen ist nachts und an Wochenenden die Feuerwehr zuständig, sofern es keine private Tierrettung gibt. In Thüringen sind solche privaten Projekte ohnehin Mangelware: Vor allem aus Geldmangel mussten die Tierrettungsdienste in Weimar und Erfurt nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden.
Wenn der Halter eines Tieres zu ermitteln ist, hat er für die entstandenen Kosten aufzukommen. Ist dies nicht der Fall, müssen die Kommunen einspringen. Da die Finanzierung aus Spenden die Kosten meist nicht decke, seien Leistungsverträge mit den Kommunen unverzichtbar, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, sagte Jörg Stengler von der Thüringer Tierrettung in Sömmerda. Er rückt gewöhnlich gleich zwei- bis dreimal am Tag aus, auch zu privat bestellten Fahrten.
Der bundesweit tätige Verein UNA „Union für das Leben“ biete ebenfalls vor allem Tierrettungen für Selbstzahler an, sagte Sprecherin Angela Kazmaier. Wer an einem der fünf offiziellen Standorte im Freistaat einen Tierfund melde, bei dem der Besitzer nicht zu ermitteln sei, werde derzeit noch an die örtliche Feuerwehr oder die zuständige Behörde verwiesen.
Mit 321 gab es besonders viele Einsätze im vergangenen Jahr in Gotha. In Weimar wurden 219 verletzte und 94 tote Tiere geborgen. Deutlich ruhiger ging es in Jena zu, wo nur 63 Einsätze zu Buche schlugen. Das Technische Hilfswerk (THW) Thüringen war laut Sprecherin Andrea Wirth in den vergangenen Jahren nicht bei größeren Einsätzen gefragt.