Monza ist der Chef. Kaum hat der belgische Schäferhund angefangen zu bellen, tun es ihm etwa ein Dutzend Hunde auf der Wiese gleich. Doch Franziska Vollrath hat die Meute im Griff. „Monzaaa!“, ruft sie über einen kleinen Zaun hinweg. Es dauert keine Minute, bis sich die Vierbeiner beruhigt haben und sich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung widmen: im Pool baden, unter einem Sonnendach dösen oder durch eine Betonröhre stromern. Willkommen in der Hunde-Tagesstätte im Erfurter Norden.
Vollrath betreute schon in ihrer Kindheit Hunde
Tagesstätten für Hunde sind im Trend – das zeigt schon der Blick ins Internet. Dem Deutschen Tierschutzbund liegen zwar keine Zahlen zu Einrichtungen deutschlandweit vor. „Doch auch wir haben den Eindruck, dass dieses Geschäftsmodell sich immer weiter verbreitet“, sagt eine Sprecherin. Das Betreuungsangebot von Vollrath gibt es schon seit Oktober 2011. Nach der Geburt ihres ersten Kindes entschied sie sich gegen die Rückkehr in den Schichtbetrieb in der Logistik-Branche und suchte nach beruflichen Alternativen.
Da sie schon als Jugendliche die Hunde eines Schäfers betreute, lag die Idee nahe, sich mit einer eigenen Hunde-Tagesstätte selbstständig zu machen. Das Konzept, sagt sie, ging auf. Schon innerhalb eines Jahres hatte sie 25 Hunde gleichzeitig in Betreuung – mehr Tiere darf sie wegen einer Lärm-Auflage der Stadt nicht aufnehmen. Inzwischen habe sie eine lange Warteliste von Interessenten. Insgesamt kämen mehr als 50 Hunde regelmäßig zu ihr in die Einrichtung, für das sie ein rund 3000 Quadratmeter großes Grundstück gesucht hatte.
Tierheim und Hunde-Tagesstätte voll belegt
Die Hunde in der Erfurter Tagesstätte müssen zunächst eine Eingewöhnungsphase durchlaufen, um zu sehen, ob sie sich in das Rudel integrieren. Außerdem gibt es neben der Chefin nur noch eine weitere Mitarbeiterin, so dass sich die Vierbeiner schnell an ihre Betreuerinnen gewöhnen können. Die Kunden bringen ihre Lieblinge zur Vollrath, weil sie diese nicht über mehrere Stunden alleine lassen können, wenn sie beispielsweise zur Arbeit gehen.
Tierschützer appellieren daher immer wieder, sich vor der Anschaffung eines Tieres genau zu überlegen, ob auch genügend Zeit dafür bleibt. Hunde dürften nicht dem nächstbesten oder ständig wechselnden Betreuern anvertraut werden. Vollrath sagt, sie sei entsetzt, wie viele Menschen in den Sommerferien regelmäßig bei ihr nachfragten, ob sie ihren Hund für ein paar Wochen aufnehmen könnte. „Diese Leute kennen mich überhaupt nicht. Die würden ihr Tier jedem geben. Das macht mich wütend.“
Das Problem ist auch der Leiterin des Geraer Tierheims, Bärbel Zimmer, nicht fremd: „Es gibt wirklich Leute, die sagen, dass sie morgen in den Urlaub wollen und nicht wissen, was sie mit ihrem Hund oder ihrer Katze machen sollen.“ Das nehme immer mehr zu. Wie die Hunde-Tagesstätte in Erfurt ist deshalb ebenfalls das Tierheim in Gera derzeit voll belegt.