Daran, was ihn am Mittwoch nach Erfurt geführt hat, lässt Bernd Lucke keinen Zweifel. Bestürzt sei der ehemalige AfD-Bundessprecher über den Weg, den die von ihm mit mitbegründete Partei jetzt eingeschlagen hat. Konkret meint er damit das Bürgerbegehren, mit dem die Thüringer AfD unter Führung von Landesvorstand Björn Höcke gegen den Bau einer Moschee in Erfurt vorgehen will. „Nach meiner festen Überzeugung gehört das Recht, ein Gotteshaus zu bauen zur Religionsfreiheit. Die ist ein Grundrecht in unserer Gesellschaft. Dass die AfD das infrage stellt und den Eindruck erweckt, Grundrechte stehen zur Disposition, finde ich erschreckend“, machte Lucke deutlich und geht mit der Kritik an seiner alten politischen Heimat noch ein Stück weiter: „Die AfD hat immer den Anspruch erhobenen, eine Rechtsstaatspartei zu sein. Das, was sie hier gerade macht, ist aber antirechtsstaatlich und grundgesetzwidrig!“
Bildergalerie: Lucke in Erfurt
Mit seiner neuen Partei, der Allianz für Fortschritt und Aufbruch oder kurz Alfa, will sich Lucke vom Kurs der AfD distanzieren. Auch um das zu verdeutlichen, ist er nach Erfurt gekommen. Die zunehmend rechten Tendenzen seien ein Grund gewesen, weshalb Lucke und andere die AfD verlassen hätten. Auch Matthias Anschütz, Vorstand des Thüringer Landesverbandes von Alfa, fand deutliche Worte für Björn Höcke: „ Wenn Höcke die mangelnde Freiheit – auch der Religionsausübung – in der DDR miterlebt hätte, würde er heute bestimmt anders handeln.“
„Beschämend für uns Deutsche“
Sein Besuch in Erfurt führte Bernd Lucke auch gemeinsam mit Vertretern der Ahmadiyya-Gemeinde zum geplanten Bauplatz für die Moschee in Marbach. Über die geringe Größe und abseitige Lage des Geländes in einem Gewerbegebiet zeigte er sich überrascht. „Ich finde es ein bisschen beschämend für uns als Deutsche, dass die Ahmadiyya-Gemeinde dort baut, wo sie kaum gesehen wird“, äußerte Lucke. Ein Gotteshaus sollte sich für ihn nicht verstecken müssen.
Wie es mit Luckes Partei Alfa weiter geht, mit der er das konservativ-bürgerliche Spektrum abdecken will, bleibt abzuwarten. Bundesweit gibt es bisher 2500 Mitglieder, in Thüringen knapp zwei Monate nach Gründung des Landesverbandes etwa 40.