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Thüringen: Bürgermeister attackiert Journalisten – Julia Becker fordert „klare Konsequenzen“

Es waren wilde Szenen, die sich in einer Kleinstadt in Thüringen am Samstag abspielten. Ein Video zeigt, wie der Bürgermeister von Bad Lobenstein, Thomas Weigelt (parteilos), auf einen Journalisten der „Ostthüringer Zeitung“ losgeht. Jetzt gibt es mutmaßliche Gründe für die Attacke bei dem Marktfest in der Kleinstadt von Thüringen. Thüringen: Steckt DAS hinter der Attacke?Für […]

Thüringen Bad Lobenstein
© picture alliance/dpa, picture alliance/dpa

Thüringen: So schön ist das Bundesland

Es waren wilde Szenen, die sich in einer Kleinstadt in Thüringen am Samstag abspielten. Ein Video zeigt, wie der Bürgermeister von Bad Lobenstein, Thomas Weigelt (parteilos), auf einen Journalisten der „Ostthüringer Zeitung“ losgeht.

Jetzt gibt es mutmaßliche Gründe für die Attacke bei dem Marktfest in der Kleinstadt von Thüringen.

Thüringen: Steckt DAS hinter der Attacke?

Für Weigelt ist der Druck ziemlich hoch: Er wird mit vielen Rücktrittsforderungen konfrontiert. Der Bürgermeister streitet einen Angriff auf den Journalisten bislang allerdings ab. Er habe sich zwar von dem Reporter provoziert gefühlt, ihn aber nicht berührt. So heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme, wie die Deutsche Presseagentur (DPA) am Montagnachmittag mitteilt. Peter Hagen hat bei der Polizei jetzt Strafanzeige gestellt.


Das ist das Bundesland Thüringen:

  • der Freistaat Thüringen hat rund 2,1 Millionen Einwohner auf 16.000 Quadratkilometer Fläche
  • Landeshauptstadt und zugleich größte Stadt ist Erfurt
  • weist eine hohe Dichte an wichtigen Kulturstätten auf, darunter das „Klassische Weimar“ (Unesco-Weltkulturerbe), das Bauhaus in Weimar und die Wartburg bei Eisenach
  • Ministerpräsident ist Bodo Ramelow (Linke), regierende Parteien sind Linke, SPD, Grüne

Aus Politik und Twitter-Stimmen hagelt es heftige Kritik: Bodo Ramelow (Die Linke) hatte sich zuletzt mit deutlichen Worten geäußert. Und auch Funke-Aufsichtsratsvorsitzende Julia Becker hat sich jetzt zu der Attacke geäußert: „Der Angriff auf unseren Reporter der „OTZ“ ist nicht nur ein schändlicher Angriff auf einen unserer Mitarbeiter. Es ist auch ein Angriff auf die Pressefreiheit und damit auf einen der Grundwerte unserer Demokratie.“

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Außerdem wendet sie sich mit einer klaren Forderung an Weigelt: „Meine Familie und ich fordern klare Konsequenzen. Daher ist der Rücktritt dieses Bürgermeisters, der mit körperlicher Gewalt Berichterstattung verhindern will, unumgänglich. Dem verletzten Kollegen wünsche ich – auch im Namen meiner ganzen Familie – schnelle Genesung. Wir werden alle juristischen Mittel aufbieten, um diesen Übergriff zu ahnden.“

Eine Frage mit heftigen Folgen in Thüringen

Es war eine einfache Frage, die Peter Hagen von der „Ostthüringer Zeitung“ stellte: Warum war Prinz Reuß XIII, der dubiose Ansichten verfolgt, zum Bürgermeisterempfang eingeladen? Damit habe er offenbar die heftige Reaktion des Bürgermeisters losgetreten.

Ein merkwürdiges Plakat aus dem Frühjahr 2021 wurde in der Nähe des Jagdschlosses „Waidmannsheil“ in Saaldorf aufgehängt – und das sorgte für Furore. Darauf zu sehen: eine Ankündigung zur „Eröffnung von Wahllisten“ von der „staatlichen Wahlkommission Reuß“. Es solle ein „Verweser“ gewählt werden, also ein Reichsverweser, der mit der Vertretung des Monarchen beauftragt wird, bis das Staatsoberhaupt wieder besetzt ist.

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Thüringen: Prinz Reuß fällt nicht zum ersten Mal auf

Bereits 2019 hatte es Heinrich XIII. Prinz Reuß deutlich gemacht: Deutschland sei seinen Aussagen nach ein „angeblicher Staat“ und die Gewaltenteilung eine „Illusion“. „Deutschland wird bis heute mangels Friedensvertrag, basierend auf einer Verwaltungsstruktur der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg, verwaltet“, erklärte er wörtlich, wie die „OTZ“ schreibt.

Ostthüringer Zeitung Reporter
Peter Hagen, Reporter bei der „Ostthüringer Zeitung“, steht mit verbundenem Arm vor der Kamera. Foto: picture alliance/dpa

Ein Jahr vorher soll Heinrich XIII. Prinz Reuß einen Schornsteinfeger nicht ins Saaldorfer Jagdschloss gelassen haben. Die Folge sei eine Zwangskehrung gewesen. Dabei müssen Polizei und Schlüsseldienst dafür sorgen, dass der Schornsteinfeger seine Arbeit machen und ins Gebäude kommen kann.


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Ebenfalls fragwürdig: Ein Schreiben im Raum von Bad Lobenstein, das bei Einwohnern in den Haushalten landete. Absender waren „engagierte und ehrenwerte Bürger, die im Besitz der Staatsangehörigkeit der Bundesstaaten Fürstentümer Reuß“ seien. Davon hatte der Prinz nichts wissen wollen, wie die „Ostthüringer Zeitung“ schreibt.

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„Wir sind dabei, die Verwaltungsstrukturen wiederherzustellen. Uns stehen ja die Verwaltungsstrukturen aus dem Zeitraum 1918 zu, die sind uns durch die Kriege genommen worden“, gab er im Wortlaut der „OTZ“-Redaktion an. (lfs mit dpa)