Die Deutsche Post ist unter Druck. Nicht nur in Großstädten von Thüringen, sondern vor allem auf dem Land sorgt das Unternehmen immer wieder für Frust. Grund: fehlende Filialen, die eigentlich gesetzlich vorgeschrieben sind.
In Thüringen sind Anwohner betroffen, obwohl sie laut Gesetz einen Anspruch auf den Service haben. Doch warum kommt die Post ihrer Pflicht nicht nach?
Thüringen: Fehlende Filialen trotz gesetzlicher Vorgaben
Die Deutsche Post betreibt bundesweit rund 13.000 Filialen, meist in Kiosken oder bei Einzelhändlern. Damit übertrifft das Unternehmen die gesetzlich vorgeschriebene Zahl von 12.000 Standorten deutlich. Doch auf dem Land und in manchen Stadtrandgebieten sieht die Realität anders aus. Vor allem in Thüringen wird deutlich, dass die Post die gesetzlich vorgeschriebenen Entfernungen nicht immer einhält.
In Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern muss laut Gesetz mindestens eine Filiale vorhanden sein. In Gemeinden mit mehr als 4.000 Einwohnern darf die Entfernung zur nächsten Postfiliale nicht mehr als zwei Kilometer betragen. In Thüringen betrifft das die Stäfte Gößnitz, Hermsdorf und Stadtroda. Hier war dies zuletzt nicht der Fall – es fehlten nicht nur Postfilialen, sondern auch Automaten als Alternative.
Thüringen: Strukturwandel auf dem Land verschärft das Problem
Hauptursache für die Probleme auf dem Land ist der Strukturwandel. Viele kleine Gemeinden verlieren Einzelhändler und Supermärkte, die als Partner für die Postfilialen fungieren könnten. „Wenn in einem Dorf der letzte Supermarkt oder Lebensmittelladen schließt und kein anderer Einzelhändler als Partner zur Verfügung steht, bleibt der Filialstandort unbesetzt“, erklärte ein Sprecher der Post gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Die Zahl der unbesetzten Pflichtstandorte schwankt stark. Im Juli 2023 meldete die Bundesnetzagentur 141 unbesetzte Standorte, darunter drei in Thüringen. Im Oktober desselben Jahres sank die Zahl auf 73. Ein langfristiger Trend ist jedoch nicht erkennbar, da die Werte seit Jahren schwanken.
Automaten als Lösung?
Eine mögliche Entlastung verspricht das neue Postgesetz zum Jahreswechsel. Dann können unter bestimmten Voraussetzungen auch so genannte Poststationen angerechnet werden, die bisher nicht in die Pflicht fallen. Dort können Briefmarken gekauft, Pakete frankiert und Briefe oder Pakete aufgegeben werden. Sie bieten auch Videoberatung und sind rund um die Uhr erreichbar. Ein Vorteil, den klassische Filialen mit festen Öffnungszeiten nicht bieten können.
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Von den 141 unbesetzten Pflichtstandorten im Juli 2023 waren 27 bereits mit einem Automaten ausgestattet, wodurch postalische Dienstleistungen möglich waren. Die Post arbeitet laut eigenen Angaben daran, weitere Lösungen für unbesetzte Standorte zu finden. „Wir werden auch weiterhin mit Hochdruck und im engen Dialog mit den Bürgermeistern in den betreffenden Kommunen daran arbeiten, an allen Pflichtstandorten präsent zu sein“, so der Sprecher des Konzerns DHL (mit dpa).