Er ist einer der bekanntesten Schlagersänger aus dem Osten Deutschlands, genauer gesagt aus Thüringen – dennoch ist er auf dem Boden geblieben und lässt sich von Fans und Freunden nur liebevoll „Frankie“ oder „Frankie Boy“ nennen.
Schon seit einer Weile hat Frank Schöbel das Alter erreicht, in dem andere in Rente gehen. Doch auch mit fast 80 steht er noch auf der Bühne und das nicht nur in Thüringen.
Thüringen: „Geburtstag feiern ist nicht mein Ding“
Er wurde im gleichen Jahr geboren wie Jimi Hendrix, Paul McCartney und Barbra Streisand. Frank Schöbel, dessen Karriere als „Sonnyboy des Sozialismus“ vor 60 Jahren in der DDR startete, wird am 11. Dezember 80 Jahre alt. Der vierfache Vater und Opa von drei Enkeln könnte mit Familie und Freunden in seinem Haus in Berlin-Köpenick groß feiern. Aber Schöbel ist seinen Fans auch an diesem Tag treu: Er steht während seiner Tour mit dem Motto „Jubiläums-Gala zur Weihnachtszeit“ im brandenburgischen Prenzlau auf der Bühne.
„Geburtstag feiern ist sowieso nicht mein Ding, ich bin lieber beim Publikum“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur. Und: „Ich möchte bitte keine großen Geschenke. Ich freue mich am meisten über freundliche, fröhliche Menschen bei unseren Muggen.
Schöbel, Sohn einer Opernsängerin aus Leipzig, hatte schon als Jugendlicher gern gesungen und Gitarre gespielt. Seine Karriere startete gleich mit mehreren Hits: Der erste Song „Looky, Looky“ sprang auf den 1. Platz der „tip-Parade“, die Nachfolger „Blonder Stern“ und „Party-Twist“ ebenso. Die „tip-Parade“ war eine Musikwertungssendung auf Radio DDR.
Thüringen: „Frankie Boy“ schrieb über 600 Songs
Lockenfrisur, Jeans, Lederjacke und ein sympathisches Lächeln. Diesem Look ist der Sänger, den seine Fans gern „Frankie“ nennen dürfen, seit Jahrzehnten treu geblieben. Er besitze etwa 20 Lederjacken, die älteste sei 33 Jahre alt, erzählt er kurz vor seinem 80. Geburtstag. Auf der Bühne ist er sich für keinen Spaß zu schade. Seinen Hit „Mit mir könnses ja machen“ etwa singt er gerne mit riesig großen Ohren aus Plastik.
Mehr als 600 Titel hat Schöbel im eigenen Repertoire. In der DDR war er der erfolgreichste Schlagersänger – einige Jahre lang im Traum-Duo mit seiner damaligen Frau Chris Doerk. Später gehörte er mit seiner zweiten Frau Aurora Lacasa und den Töchtern Odette und Dominique an Heiligabend zum festen Programmpunkt im DDR-TV. In „Weihnachten in Familie“ sangen die Vier in ihrem Wohnzimmer. Das gleichnamige Album gilt als meistverkauftes der DDR-Plattenfirma Amiga. Schöbel und Lacasa trennten sich Mitte der 90er Jahre.
Er komponierte zudem 365 Lieder, unter anderem für Gisela May, Harald Juhnke, Karel Gott und Union Berlin. Dennoch sagt er, die Bezeichnung „Star“ möge er nicht. „Das klingt so weit weg von den Menschen, für die ich singe.“ „Eine Jeans, ʼn Shirt, ein Paar Turnschuhe im Jahr, und die Welt ist in Ordnung“, schrieb Schöbel in seiner Autobiografie. Immerhin: Mit Mitte 50 erfüllte er sich (fast) seinen Traum von einer „Blockhütte in Kanada“. Das mit der Blockhütte hat geklappt, sie steht aber nicht in Kanada, sondern in Berlin-Köpenick – in Gestalt eines finnischen Blockhauses mit Garten.
Thüringen: Der Terminplan ist immer noch voll
Auch in Interviews ist von Star-Allüren nichts zu merken. Lange traf sich Schöbel gerne dafür in einem Café im Osten Berlins. Beim Interview-Termin mit dpa vor seinem 70. Geburtstag verschwand er als sein eigener Maskenbildner kurz auf dem WC des Cafés. Nach dem längeren Gespräch bedankte er sich für die Geduld.
Doch unterdessen antwortet er nur noch schriftlich auf Fragen von Journalisten. „Da kann ich in Ruhe überlegen“, begründet er diese Entscheidung in seiner aktuellen Autobiografie „Danke, liebe Freunde!“. Zudem seien dann Missverständnisse ausgeschlossen.
Jahrzehntelang fuhr der Sänger, Komponist, Musikproduzent, Autor und Schauspieler von Auftritt zu Auftritt. Dann kam die Corona-Pandemie. Und Schöbel merkte, „wie schön es sein kann, wenn man nicht mehr den Hit-Paraden nachjagt, wenn man nicht in immer dümmer werdenden, oft hinter den Kulissen verlogenen Sendungen sein muss, wenn man in Ruhe Freunden zuhören kann und nicht schon wieder auf der Jagd zur nächsten Mugge ist.“ So schildert er es im Vorwort seiner Ende September erschienenen Autobiografie – und kündigt mit Blick auf seine Karriere an: „Irgendwann werfe ich das Handtuch.“
Aber im Moment sieht es danach nicht aus. Im Gegenteil. Allein im Dezember stehen 18 Konzerte auf dem Terminplan – bis einen Tag vor Heiligabend. Über seine Gesundheit sagt der emsige Künstler, der kurz vor seinem 80. mit Grippe im Bett lag und von dort aus per Mail die Fragen beantwortete: „Im Moment bin ich gut drauf.“ Und gibt es noch etwas, was er sich in den kommenden Jahren auf jeden Fall erfüllen möchte? Schöbel: „Sehr gern würde ich einen lustigen, nicht ganz doofen Musikfilm machen.“(dpa)